Schwerbehinderte sind Potenzial gegen Fachkräftemangel

Rund 180.000 Menschen mit schweren Behinderungen sind derzeit arbeitslos gemeldet. Dabei sind sie oft gut qualifiziert und könnten dem Fachkräfteproblem begegnen helfen.
dpa |
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Schwerbehinderte Arbeitnehmer seien im Durchschnitt besser ausgebildet als die Gesamtheit der Arbeitnehmerschaft, sagt ein Experte. (Archivbild).
Schwerbehinderte Arbeitnehmer seien im Durchschnitt besser ausgebildet als die Gesamtheit der Arbeitnehmerschaft, sagt ein Experte. (Archivbild). © Stefan Puchner/dpa
Nürnberg

Die Bundesagentur für Arbeit sieht in den rund 180.000 arbeitslosen Schwerbehinderten in Deutschland ein Potenzial im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Schwerbehinderte Arbeitnehmer seien im Durchschnitt besser ausgebildet als die Gesamtheit der Arbeitnehmerschaft, sagte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur, der Deutschen Presse-Agentur. 

Mehr als acht Millionen Schwerbehinderte

Insgesamt lebten in Deutschland mehr als acht Millionen Menschen mit schweren Behinderungen, fast 50 Prozent sind 65 Jahre und älter. "Das ist kein Randphänomen, sondern ein Thema mitten in der Gesellschaft", sagte Terzenbach. "Viele Menschen wissen nicht, dass fast 90 Prozent der Schwerbehinderungen durch Krankheit entstehen, nur der kleinste Teil ist angeboren."

Der Anteil der erwerbstätigen Schwerbehinderten liege derzeit bei 51,4 Prozent - rund zehn Punkte mehr als noch vor 20 Jahren. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung gebe es aber noch deutlich Luft - dort liegt die Erwerbsbeteiligung bei 80 Prozent. "Wir haben schon einen guten Schritt nach vorn gemacht. Aber es gibt noch ein großes Gap zur Gesamtbevölkerung", betonte der Arbeitsmarktexperte.

Der Sozialverband Deutschland als eine der größten Behinderten-Organisationen des Landes bezeichnete die hohe Arbeitslosigkeit als "unhaltbaren Zustand". "Dieses enorme Potenzial wird viel zu oft aufgrund von Vorurteilen oder falschen Annahmen ignoriert", sagte die Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Michaela Engelmeier. Studien und Erfahrungen aus der Praxis zeigten immer wieder, dass Menschen mit Behinderungen engagierte, leistungsfähige und loyale Mitarbeitende seien. "Wir brauchen einen offenen Arbeitsmarkt, der sich an Fähigkeiten orientiert und nicht an Barrieren im Kopf", erklärte Engelmeier.

11,6 Prozent Arbeitslosenquote

2024 waren nach der Statistik der Bundesagentur 175.000 Menschen mit Schwerbehinderung im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet - ein Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Fast die Hälfte davon ist älter als 55 Jahre. Bei der Gesamtbevölkerung lag der Anstieg bei sieben Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt unter Schwerbehinderten bei 11,6 Prozent - im Vergleich zu 7,3 Prozent bei der Gesamtbevölkerung. 

Gleichzeitig braucht die Wirtschaft in vielen Bereichen weiterhin dringend Fachkräfte. "In der langen Perspektive nach vorn ist der Arbeits- und Fachkräftemangel die größte Wachstumsbremse. Die Demografie ist unser größter Feind", sagte Terzenbach. Menschen mit Behinderung stünden hier in den Startlöchern. 

Mythen am Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt müsse aber mit Falschinformationen aufräumen. "Es gibt Mythen am Arbeitsmarkt, die stimmen einfach nicht", sagte er. Einer dieser Mythen sei, dass Schwerbehinderte - einmal eingestellt - nicht wieder freigestellt werden könnten.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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