Schweizer Franken kostet weiter fast einen Euro

Tag eins nach dem Erdbeben in der Schweizer Finanzwelt: Die Hoffnung der Notenbank, den Franken-Kurs trotz der Abkoppelung vom Euro im Griff zu halten, geht bislang nicht auf. Die Börsen bleiben in Moll gestimmt, denn ein teurer Franken bedeutet Ungemach für viele Firmen.
Berlin/Zürich - Der Franken kostet weiter fast einen Euro. Am Freitagvormittag wurde die Schweizer Währung am Devisenmarkt mit rund 0,99 Euro gehandelt. Das ist rund ein Fünftel über dem Niveau der vergangenen Zeit. Am Vortag hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Märkte mit dem überraschenden Beschluss geschockt, die seit September 2011 geltende Koppelung des Franken an den Euro mit sofortiger Wirkung aufzugeben. Daraufhin war der Franken-Kurs sofort in die Höhe geschossen.
An der Schweizer Börse sorgte die Freigabe des Franken für Nachbeben: Der Leitindex SMI verlor im frühen Handel 3,75 Prozent auf 8085,87 Punkte. Händler sprachen von einem anhaltend nervösen Geschäft. Am Vortag hatte das wichtigste Aktienbarometer in Zürich einen historischen Kurseinbruch von zeitweise fast 14 Prozent verzeichnet. Am Ende stand ein Minus von 8,67 Prozent.
Lesen Sie hier: Schweizer Notenbank versetzt Märkte in Aufruhr
Bis zum Donnerstag hatte in Zürich die Devise gegolten, keinen Euro-Kurs unter 1,20 Franken zu tolerieren. Faktisch hieß das: Ein Franken durfte höchstens 0,833 Euro kosten. Hintergrund war der Höhenflug des Franken in den vergangenen Jahren.
Ausgehend von einem Kurs von etwa 0,60 Euro Ende 2007 war die Schweizer Währung immer teurer geworden und kostete im Sommer 2011 fast einen Euro. Damit wurden auch Schweizer Produkte für ausländische Kunden immer teurer - zum Leidwesen der Schweizer Wirtschaft, die in hohem Maße von Exporten abhängig ist.
Diese Koppelung hatte die SNB am Donnerstagmorgen ohne jede Vorwarnung aufgehoben - und damit den Schutzschirm, für die exportorientierte Wirtschaft des Landes. Sie leidet unter einem hohen Franken-Kurs, weil Schweizer Produkte damit im Ausland teurer werden. Der Franken schoss unmittelbar nach der Entscheidung in die Höhe.
Lesen Sie hier: Franken-Turbulenzen belasten auch Börsen in Asien
Nach Einschätzung der Devisenexperten von der Commerzbank ist die SNB aber weiter aktiv, um mit dem Verkauf der eigenen Währung deren Kurs zu drücken. Dies hatte sie in ihrer Entscheidung am Donnerstag auch angekündigt.
An der Börse in Zürich rutschten die Aktien des Bankhauses Julius Bär am SMI-Ende um weitere 7,50 Prozent auf 37,37 Franken ab. Barclays-Analyst Jeremy Sigee sieht die Investmentbank als größten Verlierer der Franken-Aufwertung in der Branche. Die Anteile am Telekomkonzern Swisscom, der aufgrund des starken Inlandsgeschäfts kaum abhängig ist von der Währungsentwicklung, hielt sich wie schon am Vortag am besten in dem Index. Selbst diese Aktie verlor aber 1,32 Prozent.