Schwarzarbeit: Zoll deckt Schäden von 777 Millionen Euro auf

Die Branche blüht schon immer im Schatten. Doch ein Kavaliersdelikt ist Schwarzarbeit nicht: Wer auffliegt, wird bestraft. In weniger gravierenden Fällen mit Geldbußen, in schweren Fällen sogar mit Freiheitsentzug.
dpa |
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Berlin - Der Zoll hat im vergangenen Jahr Schäden durch Schwarzarbeit von insgesamt rund 777 Millionen Euro für Fiskus und Sozialkassen aufgedeckt. Das waren 25 Millionen Euro mehr als 2012, geht aus der Jahresstatistik 2013 der für die Kontrollen zuständigen Zollverwaltung hervor.

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit überprüfte dabei 64 000 Arbeitgeber (2012: 66 000), davon rund 25 300 Baubetriebe. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" über die Zahlen berichtet.

Gegen die Unternehmen, die Schwarzarbeiter beschäftigten, erwirkten die Zollprüfer Geldbußen in Höhe von 44,7 Millionen Euro und Geldstrafen in Höhe von 26 Millionen Euro, zusammen also knapp 71 Millionen Euro. Im Jahr davor lag dieser Betrag bei 68,5 Millionen Euro. 2013 wurden insgesamt 94 962 Ermittlungsverfahren wegen Straftaten in Zusammenhang mit Schwarzarbeit abgeschlossen, rund 10 000 Verfahren weniger als im Jahr zuvor.

Das Volumen der verhängten Freiheitsstrafen für Schwarzarbeitsdelikte ging ebenfalls zurück: 2013 wurden der Statistik zufolge insgesamt 1927 Jahre Gefängnis verhängt, 2012 waren es noch 2082 Jahre gewesen.

Erwartungsgemäß war der durch Schwarzarbeit entdeckte Schaden am Bau mit knapp 357 Millionen Euro am größten. Im Jahr davor waren es noch 377 Millionen Euro, geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor, die der "Wirtschaftswoche" und der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. In der Schadensbilanz folgen mit großem Abstand die Branchen Gebäudereinigung und Sicherheitsdienstleistungen mit 60 und 11,5 Millionen Euro.

Wegen Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung haben die Rentenversicherer laut Bundesregierung im vergangenen Jahr Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von fast 307 Millionen Euro und Säumniszuschläge von knapp 144 Millionen Euro nacherhoben. 2012 lagen diese Beträge mit 257,6 und 117,9 Millionen Euro noch darunter.

Schwarzarbeit ist - weil nicht direkt messbar - ökonomisch schwer zu fassen. Eine Studie der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) erwartet in einer jüngst veröffentlichten Modellrechnung für das laufende Jahr einen Umsatz in der deutschen Schattenwirtschaft von 338,5 Milliarden Euro. Das entspräche 12,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wäre aber der niedrigste Wert seit mehr als 20 Jahren.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) geht davon aus, dass Schwarzarbeit mindestens 500 000 reguläre Arbeitsplätze kostet. Betriebe, die Sozialbeiträge und Steuern korrekt abführen, haben es gegen die Preise von Schwarzmarkt-Konkurrenten schwer. Am Bau ist das Problem besonders groß.

Aber auch Privathaushalte beschäftigen nicht selten Putzfrau, Gärtner oder Babysitter schwarz und bezahlen bar auf die Hand. Wird das entdeckt, droht ein Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung und Vorenthaltung von Sozialabgaben. Wenn ein Schwarzarbeiter nebenher noch Hartz IV bezieht, kommt der Vorwurf des Sozialbetrugs hinzu.

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