Schuldenkrise lähmt Schlüsselindustrien - Talsohle erreicht
Frankfurt/Main - Die Schuldenkrise im Euroraum hinterlässt tiefe Bremsspuren bei deutschen Schlüsselindustrien. Nach den Maschinenbauern hat nun auch die Chemiebranche ihre ohnehin bescheidene Produktionsprognose für 2012 von einem Prozent auf null gesenkt.
Damit rechnen beide Schlüsselindustrie nun im laufenden Jahr mit Stagnation. Der Branchenverband VDMA hatte seine Prognose von 4 auf 0 Prozent Produktionsplus gekappt und dies mit Unsicherheiten in Europa und der abflachenden Konjunktur in China begründet. Die Talfahrt im Maschinenbau setzte sich auch im Januar fort.
Zum dritten Mal in Folge gingen bei den mittelständisch geprägten Betrieben weniger Bestellungen ein als im Vorjahr. Zum Jahresauftakt lagen die Auftragseingänge real um sechs Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Donnerstag in Frankfurt berichtete.
Allerdings zeichne sich inzwischen eine Bodenbildung ab. Frühindikatoren nährten die Hoffnung, dass sich die Ordereingänge stabilisieren könnten. In den kommenden Monaten seien Minusraten im Vorjahresvergleich zwar weiter möglich, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Er betonte aber: "Für das zweite Halbjahr 2012 sind wir optimistisch. Das weltwirtschaftliche Umfeld hellt sich auf." Wie Wiechers erklärte, könnten die leichten Minusraten im ersten Halbjahr durch Zuwächse im zweiten Halbjahr aufgefangen werden.
Auch die deutsche Chemie-Industrie sieht sich bereits am Ende der seit Mai 2011 anhaltenden Schwächephase. Im vierten Quartal des Vorjahres hätten die Folgen der Schuldenkrise in Europa und den USA die Branche immer stärker belastet, berichtete der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Donnerstag in Frankfurt. Nun sei die Talsohle erreicht, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann bei der Vorstellung des Jahresberichts 2011. In vielen Betrieben zeichne sich eine Tendenz nach oben ab.
Für das laufende Jahr erwartet der VCI eine Aufholjagd, um schließlich bei der Produktion das Niveau von 2011 knapp wieder zu erreichen. Bei leicht steigenden Erzeugerpreisen werde der Umsatz um ein Prozent zulegen, so dass in der drittgrößten deutschen Industriebranche mit einem erneuten Erlösrekord nach 184,2 Milliarden Euro im Jahr 2011 gerechnet wird.
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