Schmutziger Krieg
Anja Timmermann, die Politikredakteurin der Abendzeitung, über den Krieg im Kaukasus, seine Ursachen und die Verantwortung des Westens.
Nichts an diesem schmutzigen Krieg ist einfach. Nein, es ist nicht einfach so, dass die armen Georgier von den immerbösen Russen dahingemetzelt werden. Begonnen hat diesen Konflikt der georgische Präsident Michail Saakaschwili, der auch gerne mal die eigene Opposition niederknüppeln und Wahlen fälschen lässt. Nun hat er das winzige Südossetien mal eben so mit brutaler Gewalt stürmen lassen. Seine Truppen töteten mehr als 1000 Zivilisten und hielten laut Augenzeugen auch noch unbeirrt mit schweren Geschützen auf überfüllte Krankenhäuser.
Aber ebenfalls nein, es ist auch nicht so einfach, dass die integeren Russen nur den armen Südosseten zu Hilfe eilen wollten. Mit großer Dankbarkeit, endlich einen Anlass zu haben, um Georgien so brutal wie möglich niederzuknüppeln, hat Wladimir Putin seinerseits seine Armee in Marsch gesetzt – und dabei wurde durchaus deutlich, wer in Moskau noch immer die Macht hat. Seine Bomben treffen längst auch ganz normale Wohnhäuser. Er hatte schon lange vor, im Kaukasus mal wieder seine Vormachtstellung zu demonstrieren und Georgien zu bestrafen für seine Ausrichtung nach Westen – und das wird nun gründlich erledigt.
Und der Westen sieht hilflos zu. Der Sicherheitsrat hat sich selbst für handlungsunfähig erklärt, die Nato hat keine große Lust, sich für einen heißblütigen Provokateur wie Saakaschwili in das hineinziehen zu lassen, was sie selbst im Kalten Krieg immer vermieden hat: einen direkten Krieg mit Russland.
Doch eins ist einfach: Die Leidtragenden sind wie immer die unschuldigen Zivilisten. Auf allen Seiten.
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