Schickes Gerät, Horror-Gebühren
Wie AZ-Leser Michael L. unversehens über 2000 Euro los wurde, weil er in die Internet-Kostenfalle tappte. So wie ihm geht es immer mehr Kunden.
München - Ein trendiges Smartphone statt eines herkömmlichen Handys – als sich AZ-Leser Michael L. Mitte Januar ein 300 Euro teures Gerät leistete, beglückwünschte er sich selbst zu seiner Neuanschaffung. Doch nach wenigen Wochen schlug seine Freude in Frust um. Die Internet-Funktionen bescherten ihm Horror-Rechnungen über mehr als 2000 Euro.
Um die Kosten fürs mobile Surfen zu begrenzen, entschied sich der 43-Jährige für eine Internet-Flatrate bei seinem Anbieter Base. 15 Euro im Monat für ein Datenvolumen von 1,6 Gigabyte – das erschien ihm zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber für den Spaß und Mehrwert, den er sich versprach, angemessen. Michael L. klickte sich am PC durch ein Internet-Formular und ging davon aus, die Daten-Flatrate aktiviert zu haben, als sich sein Smartphone ohne Probleme ins Netz einwählen konnte.
Wenige Wochen später kam die erste Rechnung für die Smartphone-Nutzung – und Michael L. fiel aus allen Wolken. Rund 700 Euro wurden ihm berechnet. „Ich habe möglicherweise beim Ausfüllen des Internet-Formulars einen Fehler gemacht”, räumt er ein. Statt der neuen Flatrate blieb es bei seinem alten Vertrag, der horrende Preise für geringste Datenmengen vorsah. Deswegen waren ihm für die Internet-Seiten, die er via Handy angesteuert hatte, hohe Gebühren berechnet worden. Sofort stellte er die Internet-Funktion seines Smartphones aus. Das half aber nicht gegen den Gebührenschock, der kurz darauf mit der Februar-Rechnung kommen sollte – 1545,90 Euro. Michael L. rechnete anhand der Verbindungsnachweise die Menge der Daten, die er heruntergeladen hatte, zusammen. Es waren in zwei Rechnungsmonaten gerade mal 385 Mb – dafür hätte im Prinzip sogar die kleinste Flatrate von Base für nur fünf Euro im Monat ausgereicht.
Er ist kein Einzelfall: Immer mehr Menschen leisten sich ein Smartphone – auch Nutzer, die mit den technischen Details der Geräte nicht vertraut sind. Viele tappen direkt in die Kostenfalle, berichtet das Internet-Vergleichsportal Teltarif. Mancher scheitert an der Tarifwahl über die Internet-Eingabemaske – viele Kunden sind sich aber auch nicht im Klaren darüber, dass ein Smartphone in regelmäßigen Abständen selbständig Daten aus dem Netz abruft, selbst wenn es der Besitzer gar nicht in der Hand hat. Wer also nicht sofort einen neuen Internet-Tarif aktiviert, sobald er sein Smartphone einschaltet, muss damit rechnen, dass ihm jedesmal, wenn sein Handy unbemerkt online geht, Kosten entstehen – und zwar, bei alten Tarifen, in hanebüchener Höhe.
Beim Anbieter Base weist man den Verdacht zurück, den – für das Unternehmen lukrativen – Gebühren-Irrtum technisch unbedarfter Kunden billigend in Kauf zu nehmen. „Natürlich wollen wir uns nicht die Fehler der Nutzer bei der Wahl ihres Tarifs oder der Bedienung ihres Smartphones zunutze machen”, sagt E-Plus-Sprecher Klaus Schulze-Löwenberg. „Wir wollen unsere Kunden optimal über die entstehenden Kosten informieren und wo es notwendig ist, steuern wir konsequent nach”, verspricht er. Betroffene Nutzer sollten sich an den Kundenservice wenden. „Gemeinsam wird dann versucht, die bestmögliche Lösung für das Problem zu finden."
Hatten auch Sie Ärger wegen hoher Kosten durch die Nutzung Ihres Smartphones?
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