Salem aleikum, Schaeffler!
Arabische Investoren wollen beim fränkischen Zulieferer einsteigen. Maria-Elisabeth Schaeffler bittet aber zunächst die Beschäftigten zur Kasse
HERZOGENAURACH Wird der hoch verschuldete Autozulieferer Schaeffler mit Petro-Dollars gerettet? Ein Staatsfonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erwäge, bei dem fränkischen Unternehmen einzusteigen, berichtet die „FTD“.
Allerdings gibt es bisher offensichtlich keine offizielle Anfrage, geschweige denn konkrete Verhandlungen mit Maria-Elisabeth Schaeffler oder ihrem Sohn Georg über ein Investment. Angesichts der verzweifelten Lage des Familienunternehmens scheint freilich jede noch so vage Hoffnung die Börse zu beflügeln. Die Aktie der Schaeffler-Tochter Continental legte gestern bis 14 Uhr um 8,9 Prozent zu.
Trotzdem bleibt die Lage für Schaeffler angespannt. Das Unternehmen brauche dringend Staatshilfe, argumentiert der Gelsenkirchener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer – sonst seien bis zu 1000 Zulieferer des Unternehmens bedroht. Schaeffler ist ein wichtiger Kunde der Stahlindustrie, zählt außerdem zahllose Betriebe, die beispielsweise Gußteile herstellen oder verzinken, zu seinen Lieferanten.
Die Chancen für Schaeffler, einen externen Investor zu finden, seien „gleich null“, sagt Dudenhöffer. Nach einer Modellrechnung seines Institutes dürfte Schaeffler seinen Schuldenberg 2009 und 2010 noch vergrößern, so dass das Unternehmen 2011 Verbindlichkeiten in Höhe von fast 24 Milliarden Euro haben würde – bei einem prognostizierten Umsatz von 33 Milliarden Euro und einem Jahresverlust von einer halben Milliarde Euro. Dieses Szenario ist noch vergleichsweise optimistisch. Eine zweite, pessimistischere Modellrechnung ergibt für 2011 sogar einen Schuldenberg, der ungefähr dem Jahresumsatz entspricht.
Solange Investoren und Banken zurückhaltend sind, bleibt Schaeffler nichts anderes übrig, als eisern zu sparen. Zusätzlich zur Kurzarbeit fordert die Unternehmensführung jetzt von den Beschäftigten, die tariflich vorgesehene Lohnerhöhung um 2,1 Prozent zum 1. Mai erst ab dem 1. Dezember zu zahlen. Die Bereitschaft der Mitarbeiter, Schaeffler entgegenzukommen, hält sich aber in Grenzen. „Das kommt nicht in Frage“, sagte Wolfgang Müller von der IG Metall zur AZ. Immerhin habe Schaeffler in fetten Jahren anders als andere Metallunternehmen nie über Tarif gezahlt. Allenfalls eine Stundung der Lohnerhöhung sei denkbar – dann müsste Schaeffler das Geld erst später an die Beschäftigten auszahlen. sun
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