Saftige Details

Vize-Ressortleiterin Lokales Katharina Rieger über den Fall Kachelmann und die Justiz
von  Abendzeitung
Katharina Rieger.
Katharina Rieger. © Mike Schmalz

Vize-Ressortleiterin Lokales Katharina Rieger über den Fall Kachelmann und die Justiz

Es ist schon seltsam: In einer Geheimaktion wird der Fernsehwettermann Jörg Kachelmann festgenommen, weil eine Frau sagt, dass er sie vergewaltigt hat. Sechs Wochen später erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Vergewaltigung im besonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung. Jetzt kommt heraus, dass ein Gutachten über die Glaubwürdigkeit des Opfers bestellt wurde – aber Anklage erhoben wurde, ohne das Ergebnis des Gutachtens abzuwarten. Das lässt einen zweifeln an der Sorgfalt der Ermittlungsbehörden. Denn die ganzen Intimitäten sind ja längst in der Welt.

Der Fall Kachelmann zeigt ein interessantes Phänomen: Dass in der aktuellen Welt der Super- und Popstars anscheinend Staatsanwälte der Versuchung erliegen, das Verfahren um eine prominente Person auch möglichst mediengerecht zu platzieren. Die Motivation könnte eine zutiefst menschliche sein: Vielleicht will jemand von dem Glanz der Aufmerksamkeit profitieren, die einem für die Kärrnerarbeit im Justizapparat niemals zuteil wird.

Denn erst vor einem Jahr gab es einen ähnlichen Fall. Damals wurde das Sexleben und die Erkrankung einer Popsängerin von der Staatsanwaltschaft der Öffentlichkeit präsentiert. Als Boulevardjournalist wundert man sich über diese Offenherzigkeit, denn bei wirklich brisanten Themen glänzen diese Behörden stets mit einer restriktiven Informationspolitik. Ein paar saftige Details aus den Landesbank-

Ermittlungen, das hätte Brisanz und Relevanz. Denn es geht um unsere Steuermilliarden. Aber das, das wäre dann wohl bestimmt zu heiß. Bericht Seite 6

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