Riestern und rechnen
Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die „Riester-Lüge“
War alles Betrug? Die Berichte über die „Riester-Lüge“, wonach viele mit einer ganz normalen privaten Rentenversicherung mehr rauskriegen würden als bei einer Riester-Rente, hat zahlreiche Bürger aufgeschreckt. Zum guten Teil zu Recht: Erstens ist es ein starkes Stück, wenn die Verwaltungskosten – auch wegen der politischen Korsetts – nicht nur höher sind als anderswo, sondern sogar die staatlichen Zulagen auffressen. Zweitens ist es um so ärgerlicher, wenn gerade der Staat einen zu etwas nötigt, was sich für manche als Minus-Geschäft erweist.
Aber: Es ist eben nicht immer ein Minus-Geschäft. In den untersuchten Fällen (nur Produkte, die der gleiche Anbieter einmal mit Riester und einmal ohne im Programm hat; also nicht sehr repräsentativ, angesichts der Fülle von Produkten) war es oft so. Aber jeder Fall ist eben anders. Als grobe Faustregel kann gelten: Mit einer Privat-Rente fährt besser, wer jung ist; bei wem die Zulagen im Vergleich zum eigenen Kapital einen eher geringen Anteil ausmachen; und wer ein Mann ist. Denn Frauen profitieren schon deswegen von Riester, weil die Tarife Uni-Sex sein müssen, Frauen aber die längere Lebenserwartung haben. So muss eben jeder genau hingucken, was für ihn passt.
Aber vor allem ging es ja bei dem Werben um die Riester-Rente nicht so sehr darum, die Menschen von einer Privat-Rente abzuhalten, sondern sie überhaupt zu einer Altersvorsorge jenseits der gesetzlichen Rente zu bewegen. Und das bleibt richtiger denn je: So schwer es schon für die heutigen Rentner ist – für die künftigen wird es erst recht bitter.
- Themen: