Rentnern droht eine jahrelange Magerkur

Weil in der Krise die Löhne sinken, droht den Ruheständlern im nächsten Jahr eine Nullrunde. Auch danach wird’s kaum mehr geben. Der VdK fordert: Die Dämpfungsfaktoren müssen weg
von  Abendzeitung
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Weil in der Krise die Löhne sinken, droht den Ruheständlern im nächsten Jahr eine Nullrunde. Auch danach wird’s kaum mehr geben. Der VdK fordert: Die Dämpfungsfaktoren müssen weg

BERLIN/MÜNCHEN Einen Trost wenigstens hatte das Arbeitsministerium für die Rentner: „Wenn eines sicher ist“, so Sprecher Christian Westhoff, „dann, dass die Renten nicht sinken.“ Das war’s dann aber auch schon. Mehr Hoffnung kann die Regierung den gut 20 Millionen Ruheständlern in Deutschland nicht machen.

Noch im Sommer hatten sie seit langem wieder ein deutliches Plus im Geldbeutel gehabt – selbst nach Abzug der Inflation (siehe Tabelle). Doch schon 2010 werden die Ruheständler vermutlich eine neue Nullrunde hinnehmen müssen. Und weitere dürften folgen. Die AZ bewantwortet die wichtigsten Fragen zur Rentenanpassung.

Warum droht eine Nullrunde? Weil die Rentenentwicklung von den Löhnen abhängt. Genauer: Von den durchschnittlichen Bruttoverdiensten pro Arbeitnehmer – und die könnten heuer sinken. Das Ganze funktioniert so: Gehen die Bruttoverdienste 2009 zurück, müssten 2010 eigentlich auch die Renten schrumpfen. Allerdings hat die alte Regierung eine Rentengarantie beschlossen. Statt einer Renten-Senkung gibt’s bei sinkenden Löhnen daher eine Nullrunde.

Wie wahrscheinlich ist die Nullrunde? Sehr wahrscheinlich. Denn je öfter in der Wirtschaft kurz gearbeitet wird, desto geringer fallen die durchschnittlichen Bruttoverdienste aus. Im ersten Halbjahr dieses Jahres schrumpften die Verdienste bereits (siehe Tabelle). Auch im zweiten Halbjahr wird die Kurzarbeit hoch bleiben. Daher „ist zu erwarten, dass im Gesamtjahr eine negative Entwicklung bei den Löhnen herauskommt“, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Auch die Regierung geht von leicht sinkenden Löhnen aus. Daraus aber jetzt schon auf eine Nullrunde zu schließen, sei zu früh.

Wie geht es nach 2010 weiter? „Da müssen sich die Rentner auf Mini-Erhöhungen oder mehrere Nullrunden einrichten“, meint Jochen Pimpertz, Rentenexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft. Denn selbst wenn die Löhne wieder leicht steigen, gibt es Faktoren, die den Renten-Anstieg dämpfen. Zuletzt hatte die Regierung sie ausgesetzt. „Ab 2011 wird das Versäumte aber nachgeholt“, sagt Pimpertz. Große Rentensteigerungen wird’s daher kaum geben.

Was heißt das für die Rentner? „Es kommen harte Einschnitte auf sie zu“, so Ulrike Mascher zur AZ, Chefin des Sozialverbandes VdK. Immer mehr Ruheständler rutschten in Richtung Armutsgrenze, fürchtet sie. Hintergrund: Steigende Krankenkassenbeiträge nagen wohl ab nächstem Jahr an der Rente. Und: Bei jeder Nullrunde frisst die Inflation das Ruhegeld weiter auf. Die Tabelle zeigt: Schon von 2004 bis 2008 hatten die Rentner reale Einkommensverluste. Mascher fordert, „die Faktoren, die den Rentenanstieg dämpfen, ganz aufzuheben – und zwar bald.“ aja

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