Razzia auf Zumwinkels italienischen Nobelburg

BONN - Wegen der Telekom-Spitzelaffäre filzen Fahnder das Schloss des Ex-Post-Chefs. Auch das Haus des ehemaligen Telekom-Chefs Ricke wurde durchsucht. Zumwinkel hat sich derweil seine Pension auszahlen lassen – es sollen 20 Millionen Euro sein
Malerisch liegt die Burg Tenno hoch über der Stadt Riva am Nordufer des Gardasees. Mittelalterliche Häuschen drängen sich um den trutzigen Bau. Einen herrlichen Blick hat man von hier oben – auf den See und die Berge. Nur in die Burg selbst kann man nicht rein.
Klaus Zumwinkel wohnt hier, der Ex-Postchef. „Privat – Dr. Z.“ steht auf dem Klingelschild. „Una persona discreta“ sei Zumwinkel – verschwiegen, zurückgezogen, sagen die Dorfbewohner. Elegant, ja. Aber in seine Festung lasse der Deutsche niemand rein.
Die Fahnder nahmen zwei Computer mit
Vor zwei Tagen allerdings, da musste Zumwinkel die mittelalterlichen Tore doch öffnen. Davor standen Fahnder der italienischen Polizei und der Staatsanwaltschaft Bonn. Sie filzten das 800 Jahre alte Gemäuer, nahmen zwei Privatcomputer Zumwinkels mit.
Gleichzeitig schlugen die Ermittler in der Schweiz zu: Dort hat Ex-Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke ein Haus. Auch das durchforsteten die Fahnder. Und das Wohnhaus von Rickes Frau am Ammersee. Was sie suchten: Beweismaterial in der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom.
Rückblende: Im Frühjahr 2008 war bekannt geworden, dass die Konzernsicherheit der Telekom über Jahre hinweg Journalisten und Aufsichtsräte bespitzeln ließ. Der Konzern selbst erstattete daraufhin Strafanzeige bei der Bonner Staatsanwaltschaft. Die ermittelt nun gegen acht Personen – darunter Kai-Uwe Ricke und Ex-Telekom-Aufsichtsratschef Zumwinkel.
Ricke hat bereits zugegeben, den Auftrag zum Aufspüren einer undichten Stelle im Konzern gegeben zu haben. Mit dem Abgleich der Verbindungsdaten der Bespitzelten habe er aber nichts zu tun. Auch Zumwinkel weist eine Mitverantwortung zurück: Als Aufsichtsrat habe er keine Weisungsbefugnis gehabt.
Pikant sind die Ermittlungen gegen Zumwinkel, weil der 65-Jährige derzeit eine Bewährungsstrafe wegen Steuerhinterziehung verbüßt (siehe Info). Die Frage: Muss er nun wegen der Telekom-Affäre doch noch hinter Gitter? Sicher ist: Gegen Bewährungsauflagen hat Zumwinkel nicht verstoßen. Die Spitzelaffäre fällt nicht in den Bewährungszeitraum. Würde er wegen der Telekom-Affäre angeklagt, würde wohl die Strafe in der Steueraffäre aufgelöst und eine Gesamtstrafe gebildet. Im Telekom-Fall droht ihm aber nur eine Geldbuße
714.000 Euro für zwei Monate Arbeit bei der Post
Die kann er problemlos verschmerzen. Zumwinkel hat sich offenbar seine gesamten Pensionsansprüche von der Post auszahlen lassen. Das sollen rund 20 Millionen Euro sein. Für die zwei Monate, die er 2008 für die Post arbeitete, erhielt er noch 714000 Euro. Da tun die drei Millionen für Kauf und Renovierung der Burg nicht weh. Zwei Dutzend Zimmer sind darin, Billardsaal, Fitnessraum, Schwimmbad. Gespeist wird im Rittersaal unter arkadenförmigen Decken – mit Blick auf Palmen und den tiefblauen See.
aja