Rache ist sauer
Der alte Fuchs Glos hat sich endgültig zur lahmen Ente gemacht. Angela Böhm über die Motive für die Amtsmüdigkeit des Wirtschaftsministers.
Rache ist die Handlung, die den Ausgleich erlittenen Unrechts bewirken soll. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat dafür sicher viele Gründe, vor allem, was seinen Parteifreund Horst Seehofer betrifft. Dessen Erneuerungspolitik in der CSU besteht vor allem darin, dass er hinterrücks und mit giftigen Sprüchen altgediente Weggefährten demontiert. Bei Glos hat er es auf die Spitze getrieben.
Dass der Franke da rachsüchtig werden kann, ist verständlich. Glos hat Seehofer in die Schranken gewiesen und ihm damit einen schweren Schlag verpasst. Dass Rache aber nicht immer süß, sondern auch ganz schön sauer werden kann, wird er ganz schnell merken. Das Gezänke der CSU findet nämlich nicht im Kindergarten, sondern ausgerechnet in der schwersten Konjunkturkrise der Nachkriegszeit statt. Und für solche Aktion haben die Bürger, die um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen, jetzt ganz und gar keine Nerven. Sie wollen von den Politikern Lösungen – und keine Kämpfe um persönliche Eitelkeiten.
Der alte Fuchs hat sich damit endgültig zu einer „lame duck“, einer lahmen Ente gemacht. Die er in Wirklichkeit längst war. Glos wollte nie Wirtschaftsminister werden. Daran hat er nie einen Zweifel gelassen. Er wusste, dass ihm dieses Amt nicht auf den Leib geschnitten ist. Dass er seine ganze Strahlkraft, die er sich als brillanter Strippenzieher während seiner Zeit als Chef der CSU-Landesgruppe erworben hat, verlieren wird.
Daran ändert auch nichts, dass Seehofer ihn bitten musste zu bleiben. Der Lack ist ab – bei Glos und auch bei Seehofer.
Die Autorin ist Landtagskorrespondentin der AZ