Quandt-Erbin hat Appetit auf mehr
MÜNCHEN/BAD HOMBURG - Nach dem Skandal um ihre Erpressung macht Susanne Klatten nun wieder als knallharte Geschäftsfrau Schlagzeilen. Sie will den Chemie-Konzern Altana komplett übernehmen. 910 Millionen Euro will sie bieten.
Erst sorgte sie privat für Schlagzeilen, weil sie auf einen Gigolo hereingefallen ist. Jetzt macht Susanne Klatten erneut Schlagzeilen. Allerdings in einem Bereich, den man von der Quandt-Tochter eher gewohnt ist: als milliardenschwere Geschäftsfrau. Denn Klatten ist nicht nur die reichste Frau Deutschlands und Großaktionärin beim Münchner Autobauer BMW. Sie besitzt über ihre Holding-Gesellschaft Skion auch die Mehrheit am Chemie-Konzern Altana. Den will sie nun offenbar komplett übernehmen.
Skion will den Altana-Anteilseignern 13 Euro je Aktie bieten. Insgesamt müsste Klatten damit für die Komplett-Übernahme 910 Millionen Euro hinlegen. Für die Tochter des verstorbenen Industriellen Herbert Quandt wäre das kein Problem. Ihr Vermögen wird auf gut 10 Milliarden Euro geschätzt. Und es ist durch die Kauf-Ankündigung schlagartig noch einmal um gut 200 Millionen Euro in die Höhe gegangen. Denn der Kurs der Altana-Aktie legte gestern zeitweise um mehr als 40 Prozent zu - was die 70 Millionen Altana-Aktien Klattens ebenfalls im Wert steigen lässt.
Das Ziel, das Klatten und Skion mit der kompletten Altana-Übernahme verfolgen: Sie möchten das Unternehmen von der Börse nehmen. "Wir streben abhängig von der erreichten Beteiligungshöhe ein Delisting von Altana an", sagte ein Skion-Sprecher. Skion versicherte gleichzeitig: An der Ausrichtung des Konzerns solle sich nichts ändern. Klatten gehe es darum, bei Altana schneller reagieren zu können und Entscheidungswege zu verkürzen, hieß es.
Ursprünglich nur als Trostpflaster gedacht
Das kann aber auch bedeuten: Möglicherweise liebäugelt die Milliardärin damit, das Unternehmen irgendwann ganz zu verkaufen. Mit einem Teil von Altana hat Klatten das schon vorgemacht. Im Jahr 2006 verkaufte sie die Altana-Pharmasparte an die dänische Firma Nycomed - und strich dafür 2,2 Milliarden Euro ein. Eine stolze Summe für ein Aktienpaket, das ursprünglich nur als Trostpflaster gedacht war. Nach dem Tod des Vaters hatte Susanne Klatten ein kleineres Paket BMW-Aktien bekommen als ihre Mutter Johanna und ihr vier Jahre jüngerer Bruder Stefan. Zum Ausgleich bekam sie Altana. Bis heute dürfte die studierte Betriebswirtin mit der Firma mehrere Milliarden Euro erwirtschaftet haben.
aja
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