ProSiebenSat.1 übernimmt: Jochen Schweizer macht den Abflug
Was schenkt man nur jemandem, der Richtung Rente geht? "Mit 60 hat man gewöhnlich schon viel erlebt. Daher kann es schwierig sein, das passende Geschenk zum 60. Geburtstag zu finden." So steht es auf der Internetseite von Jochen Schweizer, die für diese Altersgruppe altersgerecht gemäßigte Angebote auflistet: Weinseminare, Sunset-Sailing, Ballon- und Porschefahrten, Wellness-Massagen sowie Koch-, Brau- und Tanzkurse.
Jetzt wird der Unternehmer, bekannt auch aus der TV-Gründershow "Die Höhle der Löwen", selbst 60 - und trennt sich vom Großteil seines Unternehmens.
Die Sparte Erlebnisgutscheine geht an den Unterföhringer Medienkonzern ProSiebenSat.1, der es mit dem hauseigenen Konkurrenten Mydays unter dem Dach einer Holding zusammenführt.
Daran wird ProSiebenSat.1 90 und Schweizer die restlichen zehn Prozent halten. Künftig konzentriert sich der ehemalige Stuntman auf das Geschäft rund um seine Event Arenen in Taufkirchen und in der Schweiz.
Der Übernahme liegt ein Wert von 108 Millionen Euro zugrunde. "Jochen Schweizer hat als Pionier der Erlebnis- und Eventbranche sein Unternehmen als starken Player etabliert. Seit 2015 setzen wir mit Mydays ebenfalls auf dieses Segment", sagt ProSiebenSat.1-Chef Thomas Eberling. Beide Marken ergänzten sich gut.
Schweizer übt sich in seinen Event Arenen im Body-Flying - Fliegen im Windkanal nur mit dem eigenen Körper - und Surfen auf seiner eigenen Welle.
Der Unternehmer, der mit dem Motorrad vom Fernsehturm sprang und mit einem 1.000-Meter-Sprung den Bungee-Weltrekord aufstellte, sieht sein Geschäft als seine Mission. "Ich selber liebe das Abenteuer", sagt er. "Ich möchte Menschen begeistern."
Schweizer gilt als Wegbereiter des Bungeespringens in Deutschland, und er war es, der das Baggerfahren zum Ausdruck von Männlichkeit erhob. "Der Mensch ist nicht, was er besitzt, sondern was er erlebt", sagt Schweizer.
Sein Unternehmen hatte er 1985 gegründet. Er produzierte zunächst Actionsportfilme und eröffnete 1989 in Oberschleißheim die erste stationäre Bungee-Anlage in der Bundesrepublik.
Weitere Anlagen in Deutschland und Österreich folgten. Ein Todesfall in einer von Schweizers Bungee-Anlagen 2003 überschattet den Erfolg des Unternehmens. Schweizer verstärkte nach einer vorübergehenden Schließung aller Anlagen massiv die Sicherheit - und baute das Geschäft mit Erlebnisgutscheinen im Internet aus.
Künftig stehen also die Erlebnis-Arena in Taufkirchen und eine Surf-Arena im schweizerischen Luzern im Fokus. Auch habe man "weitere internationale Projekte in der Pipeline", heißt es bei dem Unternehmen. Konkret ist die Planung zum Bau eines Hotels mit 150 Zimmern und einer Kongresshalle für 1.000 Teilnehmer in Taufkirchen. Bis Mitte 2020 soll das Mega-Projekt direkt neben Schweizers Arena fertig sein.
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