Pokern ums Solargeld

Noch werden Sonnenstrom-Anbieter auf Kosten der Verbraucher mit Milliarden unterstützt. Jetzt ist in der einst erfolgsverwöhnten Branche ein Zwist über die Subventionen entflammt
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Montage von Modulen von Phoenix Solar auf dem Dach der Messe München: Warten aufs Ende der Krise
phoenix solar Montage von Modulen von Phoenix Solar auf dem Dach der Messe München: Warten aufs Ende der Krise

Noch werden Sonnenstrom-Anbieter auf Kosten der Verbraucher mit Milliarden unterstützt. Jetzt ist in der einst erfolgsverwöhnten Branche ein Zwist über die Subventionen entflammt

BONN/SULZEMOOS Unerwartete Bescheidenheit: Frank Asbeck, Gründer des Sonnenstrom-Unternehmens Solarworld, will auf Milliarden verzichten. „Man sollte vorhandene Spielräume nutzen, um die Vergütungen für den Solarstrom weiter zu reduzieren“, sagte er der „FTD“. Erstmals stellt damit ein Firmenvertreter die Subventionen in Frage, die die deutschen Stromkunden jährlich je nach Rechnung mit Kosten von 30 bis zu 77 Milliarden Euro belasten.

Der einst erfolgsverwöhnten und gehätschelten Solarbranche bläst der Wind ins Gesicht. Kritiker fordern ein Ende der Förderung. Jetzt tritt Asbeck die Flucht nach vorne an. Er will die Einspeisevergütung schneller als geplant abschmelzen, die Besitzern von Solaranlagen pro Kilowattstunde Strom zwischen 32 und 34 Cent garantiert.

Zittern und Banken in der Solarindustrie

Aber Asbecks Vorstoß stößt auf Widerstand: „Nicht nachvollziehbar“, ärgert sich Andreas Hänel, Gründer und Chef des bayerischen Vorzeigeunternehmens Phoenix Solar in Sulzemoos. Nicht nur einheimische, auch asiatische Anbieter würden zurzeit „viel Verlust“ machen, sagte er zur AZ. Auch Phoenix Solar kämpft. „Die Situation im ersten Halbjahr war vollkommen neu für die ganze Branche“, sagte Anka Leiner, bei Phoenix Solar für Investor Relations zuständig. „Spanien, 2008 der wichtigste Auslandsmarkt für uns, war praktisch weggebrochen, die Einspeisevergütung in Deutschland wurde um bis zu zehn Prozent gesenkt, und bei den Modulen überstieg weltweit erstmals seit langer Zeit das Angebot die Nachfrage. Dazu kam die Finanzkrise." Phoenix rechnete zunächst für 2009 mit 31 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern, ist jetzt aber froh, wenn es das Jahr mit einer schwarzen Null abschließt. Andere Firmen sind noch schlechter dran. Ende Mai beantragte etwa die 78 Mitarbeiter starke Fürther Sunline AG Insolvenz. „Wir stecken in der Mitte eines weltweiten Konsolidierungsprozesses“, so Hänel. Der aktuelle Preisrutsch bei Solarmodulen sei „aus der Not geboren und ein Ergebnis des Preiskampfs in der Branche, nicht von Kostenreduzierungen.“

Redet also Solarworld einem Ende der Förderung das Wort, damit schwache Firmen noch schneller vom Markt verschwinden – zugunsten der Platzhirsche? In der Solarbranche mangelt es nicht an Gerüchten – beispielsweise auch diesem: Die großen Energieversorger hätten beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung eine Studie in Auftrag gegeben, die die Solarbranche diskriminieren sollte. Tatsächlich rechnet das RWI bis 2013 mit 77 Milliarden Euro pro Jahr, die über die Einspeisevergütung auf die Stromkunden umgelegt werden – allerdings verwahrt sich das Institut gegen die Vorstellung, Konzerne hätte die Studie finanziert.

„Wir brauchen jetzt mehr Wettbewerb bei der Solarenergie“, sagt Holger Krawinkel vom Bundeverband der Verbraucherzentralen. Die Firmen in Bayern, dem Schwergewicht der Solarwirtschaft, setzen derweil auf eine Erholung des Marktes. „Wir werden uns immer weiter international aufstellen", sagt Anka Leiner. „Langfristig sind die Aussichten für die Fotovoltaik-Industrie sehr positiv." S. Stephan

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