Pleite oder nicht? Griechenland-Pläne mit Dammbruchgefahr

Kommt es in der Schuldenkrise zu einem Dominoeffekt? Der Chef des Euro-Rettungschirms versucht zwar, die Gemüter zu beruhigen, die Börse gibt sich allerdings skeptisch.
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BERLIN - Kommt es in der Schuldenkrise zu einem Dominoeffekt? Der Chef des Euro-Rettungschirms versucht zwar, die Gemüter zu beruhigen, die Börse gibt sich allerdings skeptisch.

Geht Griechenland pleite oder nicht? Offiziell ist alles im Lot, doch wird unter den EU-Staaten offenbar nicht ausgeschlossen, dass eine Umschuldung erforderlich wird. Einem Bericht der „SZ“ zufolge sollen Banken im schlimmsten Fall auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Damit würde eine Drohung der Vergangenheit wahr, private Investoren mit zur Kasse zu bitten.

Favorisiert wird jedoch eine elegantere Lösung: den Griechen genug Geld zu geben, um ihre Anleihen selbst zurückzukaufen. „Gar nicht so dumm“, kommentiert Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Assenagon-Vermögensverwaltung, das Gedankenspiel. „Es kann jedoch zu einem Dammbruch, zu einem Domino-Effekt führen: Für Irland könnte diese Lösung ebenfalls attraktiv sein, als nächstes käme Portugal. Aber ob das wirklich kommt – das weiß derzeit noch keiner.“

Dass Privatanleger einen Totalverlust erleiden könnten, hält Hüfner für unwahrscheinlich, der Vertrauensverlust wäre zu groß. „Dann kriegen die Griechen zehn oder fünfzehn Jahre kein Geld mehr.“

Auch hohe Inflation befürchtet der Chefvolkswirt auf Grund der Schuldenkrise nicht. „Die Preise steigen zwar, das merken die Deutschen. Die Inflationsrate wird wohl auf drei Prozent steigen. Das ist zu viel, aber gefährlich ist es noch nicht.“ Und die Schuldenkrise vieler Euro-Länder sei dafür auch nicht verantwortlich.

Solange alle Schulden auch wirklich getilgt werden, verdienen wir Deutschen sogar daran: Allein die Griechenland-Papiere sorgen für 600 Extra-Millionen jährlich im Säckel des Finanzministers - wenn sie nicht platzen. Das hat Klaus Regling vorgerechnet, Chef des Euro-Rettungsschirms. Denn die Zinsen sind weit höher als die, „die wir am Markt zahlen müssen.“

Regling gab im Deutschlandfunk zwar zu, dass die zugesagten Garantien über 440 Milliarden Euro noch nicht stehen. Denn Länder wie Griechenland und Irland könnten sich ja nicht selbst helfen.

„Die Zahl von 250 Milliarden Euro stimmt ungefähr“, sagte Regler jedoch. Das sei genug, „selbst wenn Portugal und Spanien jetzt Kredite benötigten.“ Darüber wolle er aber nicht einmal spekulieren, im Moment seien die beiden Staaten „in der Lage, sich am Markt zu refinanzieren“.

Die Börse sieht das offensichtlich anders: Die wichtigen Indizes fielen am Donnerstag nicht zuletzt wegen der brodelnden Gerüchte über eine Griechenland-Umschuldung, der DAX nähert sich wieder der 7000er-Marke - diesmal aber von oben.

Regling hält die Skepsis für unberechtigt: „Das Programm in Griechenland läuft gut.“ Er verwies auf die schmerzhaften Einschnitte in Griechenlands Haushalt, auch das Pensionsalter werde angehoben. Wirtschaftsdynamik und Kreditwürdigkeit würden durch die Reformen steigen. jr

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