Pierer droht eine Milliarden-Klage
MÜNCHEN - Schmiergeldaffäre: Siemens will gegen seine ehemaligen Chefs vor Gericht ziehen. Besonders im Visier hat der Konzern den ehemaligen "Mr. Siemens" Heinrich von Pierer
Eigentlich möchte der Münchner Siemens-Konzern endlich einen Schlussstrich unter die Korruptionsaffäre ziehen, den leidigen Skandal zu den Akten legen. Doch dazu ist eine Einigung mit der ehemaligen Siemens-Führung nötig – und die sträubt sich.
Nun hat der Konzern den Ex-Managern ein Ultimatum gestellt: Bis Mitte November sollen sich sieben ehemalige Vorstandsmitglieder zu einem Vergleich bereit erklären. Geschehe das nicht, droht das Unternehmen mit gerichtlichen Schritten. „Soweit Einigungen bis zu diesem Zeitpunkt nicht gelingen, wird das Unternehmen Klagen erheben“, teilte Siemens gestern nach einer Aufsichtsratssitzung mit.
Pierer soll sechs Millionen zahlen
Hintergrund der harschen Drohung: Die Aufklärung der Affäre hat den Konzern Milliarden gekostet. Einen Teil davon will sich das Unternehmen jetzt von seinen Ex-Managern zurückholen. Siemens wirft ihnen vor, während ihrer Amtszeit die Geschäfte nicht genug kontrolliert zu haben. Dadurch seien die weltweiten Schmiergeldzahlungen erst möglich geworden.
Im Visier hat dabei die Firma vor allem den ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer. Er soll sechs Millionen Euro zahlen – die höchste Schadenersatzsumme.
Aktionäre drohen dem Konzern ihrerseits mit Klagen
Außerdem fordert Siemens Schadenersatz vom ehemaligen Vorstandschef Klaus Kleinfeld und den Ex-Vorständen Johannes Feldmayer, Thomas Gandswindt, Heinz-Joachim Neubürger, Jürgen Radomski und Uriel Sharif. Das Geld will der Konzern möglichst schnell eintreiben. Grund: Aktionäre drohen dem amtierenden Vorstand und Aufsichtsrat ihrerseits mit Klagen, sollte Siemens von den ehemaligen Chefs keinen Schadenersatz verlangen. Auf der Hauptversammlung 2010 soll über die Vergleichsvereinbarungen mit den Ex-Bossen abgestimmt werden. Dann könnte Siemens einen Schlussstrich unter die Affäre ziehen.
Um den Zeitplan einzuhalten, macht der Konzern Druck – vor allem auf den ehemaligen „Mr. Siemens“ Heinrich von Pierer. Der weist jedoch jede Verwicklung in die Affäre von sich. Weigere er sich weiter, zu zahlen, will Siemens laut „SZ“ den gesamten Schaden aus dem Skandal in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro gerichtlich geltend machen. Pierers Vermögen belaufe sich auf mehr als zehn Millionen Euro, hieß es. Zahlt er die sechs Millionen, bliebe ihm damit noch genug.
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