Peter Terium wird neuer RWE-Chef

Langes Tauziehen um Vorstandsposten: RWE-Chef Jürgen Großmann (rechts) wird im Juli 2012 von dem Niederländer Peter Terium abgelöst. Nun hat RWE große Pläne.
von  dapd
Peter Terium (links) rückt ab Juli in die Führungsspitze von RWE vor. Er löst dann den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann (rechts) ab.
Peter Terium (links) rückt ab Juli in die Führungsspitze von RWE vor. Er löst dann den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann (rechts) ab. © dpa

Essen - Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE setzt zum Rundumschlag an: Am Montag bestimmte der Aufsichtsrat den Niederländer Peter Terium zum Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann.

Wenig später kündigte der Konzern eine Kapitalerhöhung, zusätzliche Beteiligungsverkäufe und ein schlechteres Ergebnis im Gesamtjahr an. Im insgesamt extrem schwachen Markt verlor auch die RWE-Aktie massiv und notierte kurz vor Handelsschluss vier Prozent schwächer bei 31,30 Euro. Terium werde im September als Großmanns Stellvertreter in den Vorstand des Essener Unternehmens, hieß es aus Essen. Zum 1. Juli 2012 soll der Niederländer dann den Vorsitz übernehmen.

Am Abend kündigte RWE zudem an, dass der Konzern im laufenden Jahr beim nachhaltigen Nettoergebnis ein Minus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwarte. Bisher waren minus 30 Prozent angekündigt. Zugleich hieß es, der Konzern wolle durch die Ausgabe neuer Aktien und den Verkauf von eigenen Anteilen 2,5 Milliarden Euro einnehmen. Daneben will RWE bis Ende 2013 Beteiligungen für elf Milliarden statt wie bisher geplant acht Milliarden Euro verkaufen. Dabei würden unter anderem teilweise oder vollständige Veräußerungen der Beteiligung an Berlinwasser, ausgewählter deutscher Aktivitäten im Vertriebs- und Netzgeschäft sowie für RWE Dea geprüft, hieß es.

Zudem erwäge der Konzern den Verkauf einiger Kohle- und Gaskraftwerke. Zugleich sollten die Investitionen in den kommenden Jahren zurückgefahren werden, im März 2012 soll ein neues Programm zur Effizienzsteigerung folgen.

Kommunen wollten einen anderen RWE-Chef

Umsetzen wird dieses dann Terium als neuer RWE-Chef. Amtsinhaber Großmann tritt etwas früher ab als bislang geplant, sein Vertrag läuft noch bis September 2012. Vor der Personalentscheidung waren wiederholt Nachrichten über Querelen im RWE-Aufsichtsrat nach außen gedrungen. Die „Rheinische Post“ hatte berichtet, der Vorsitzende Manfred Schneider und das Aufsichtsratsmitglied Paul Achleitner hätten mit Rücktritt gedroht, wenn Terium, der Vorstandschef der niederländischen RWE-Tochter Essent, nicht ernannt werde. Im Kern ging es bei dem Streit laut Medienberichten um unterschiedliche Interessen von freien und kommunalen Aktionären.

Die Kommunen, die mehr als 20 Prozent an RWE halten, lehnten demnach Terium ab und wünschten sich Rolf Martin Schmitz, den derzeitigen RWE-Vorstand für das operative Geschäft, an die Konzernspitze. Die nun gefundene Einigung sieht vor, dass Schmitz ab dem 1. Juli 2012 Stellvertreter Teriums wird. Der 54 Jahre alte Manager ist seit 2009 Mitglied des RWE-Vorstands.

Terium ist in Deutschland bislang weitgehend unbekannt. Seit 2009 ist der 47-Jährige Vorstandsvorsitzender beim Versorger Essent. Seine Aufgabe wird es sein, RWE wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Derzeit verdient RWE sein Geld vor allem mit Strom aus fossilen Energien und mit Kernkraft – ein Geschäftsmodell, das wegen des Atomausstiegs und der Einführung teurer CO2-Zertifikate bedroht ist.

Machtkampf drohte Anleger zu verunsichern

„Mit Peter Terium haben wir aus einer Vielzahl guter Kandidaten einen hervorragenden Manager ausgewählt, der den RWE-Konzern seit vielen Jahren in verschiedenen Führungsfunktionen kennengelernt hat und der vor allem die erforderliche internationale und operative Erfahrung mitbringt“, sagte Schneider. Zuletzt hatte der Machtkampf um die Großmann-Nachfolge bei Anlegern Besorgnis ausgelöst. Der Aktionärsschützer Ulrich Hocker rief den RWE-Aufsichtsrat zu einer schnellen Einigung auf. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) ermahnte das Kontrollgremium, das Wohl des Unternehmens über Einzelinteressen zu stellen. Eine öffentliche Diskussion wie zuletzt schade allen Anlegern, sagte Hocker der Nachrichtenagentur dapd.

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.