Österreich sauer: US-Ökonom hält es für einen Pleitekandidaten

Er ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt: Jetzt hat Nobelpreisträger Paul Krugman verkündet, dass Österreich bald im Klub der bankrotten Staaten sein könnte. Die Alpenrepublik ist hellauf empört
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Scharzüngig und streitbar: Paul Krugman, US-Wirtschaftsforscher und Nobelpreisträger.
dpa Scharzüngig und streitbar: Paul Krugman, US-Wirtschaftsforscher und Nobelpreisträger.

WASHINGTON/WIEN - Er ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt: Jetzt hat Nobelpreisträger Paul Krugman verkündet, dass Österreich bald im Klub der bankrotten Staaten sein könnte. Die Alpenrepublik ist hellauf empört

Österreich ist empört: Hat der US-Nobelpreisträger Paul Krugman doch glatt erklärt, die Alpenrepublik sei womöglich der nächste Pleite-Kandidat unter den Staaten.

Der amerikanische Starökonom, der dafür bekannt ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, hatte erklärt: „Island und Irland geht es ziemlich schlecht, Österreich könnte bald das dritte Mitglied in diesem Klub sein.“

"Wirtschaftliche Kriegsführung gegen Österreich"

Er verwies darauf, dass österreichische Banken eine enorme Summe – nämlich mehr als 60 Prozent des gesamten österreichischen Inlandsbruttosozialprodukts – an Osteuropa verliehen haben. Und dort können viele Staaten wegen der Krise ihre Auslandsschulden nicht mehr bedienen.

Die österreichische Regierung reagierte mit blanker Wut: So gut wie jeder Politiker und Banker erklärte, das Krugman vollkommen unrecht habe. Finanzminister Josef Pröll: „Absolut absurd. Krugman beteiligt sich – vielleicht unabsichtlich – an einer Kampagne wirtschaftlicher Kriegsführung gegen Österreich.“ Das liege wohl am „Neid“ auf die Erfolge der Alpenrepublik.

"Endlich sagt es mal jemand"

Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank: „Krugman liegt völlig daneben.“ Bei dem Osteuropa-Engagement handele es sich um Kredite, nicht um toxische Papiere. Der Gewerkschaftsbund ÖGB: „Es ist brandgefährlich, welches Bild manche von unserem Land zeichnen.“

Auf der Homepage der „New York Times“, wo Krugman einen Blog hat, meldeten sich aber auch zahlreiche Österreicher – und dankten ihm, dass „mal jemand sagt, wie es um unser Land steht“. Auch der „Standard“ kommentiert, die Reaktionen wären wohl nicht so schrill, wenn nicht ein bisschen was an den Befürchtungen dran wäre.

Krugman selbst schrieb gestern leicht resigniert in seinem Blog: „Aha. Es sieht so aus, dass ich nun jenes Stadium erreicht habe, in dem ich schon für Aufregung sorge, wenn ich nur sage, was jeder weiß.“ Nein, Österreich sei „nicht dem Untergang geweiht“. Aber: „Es wird ein Bankenrettungsprogramm brauchen, dass die Ressourcen des Landes äußerst in Anspruch nehmen wird.“

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