Österreich als Vorbild: Billiger tanken mit Aldi-Benzin

Öl-Multis treiben die Sprit-Preise in die Höhe. Kann die Spirale gestoppt werden, wenn es beim Discounter Treibstoff gibt? Wirtschaftsminister Brüderle fordert das, der ADAC ist dagegen.
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An einem österreichischem Discount-Markt gibt es Benzin zu Billig-Preisen (Archivbild)
dpad An einem österreichischem Discount-Markt gibt es Benzin zu Billig-Preisen (Archivbild)

MÜNCHEN - Öl-Multis treiben die Sprit-Preise in die Höhe. Kann die Spirale gestoppt werden, wenn es beim Discounter Treibstoff gibt? Wirtschaftsminister Brüderle fordert das, der ADAC ist dagegen.

Die Spritpreise steigen und steigen – mehr als 1,50 Euro zahlt man in München inzwischen für den Liter Super. Das hat Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle auf den Plan gerufen: Er ermuntert Discounter wie Aldi und Lidl, mit einem Netz von eigenen, billigen Tankstellen den Öl-Multis Konkurrenz zu machen. Im Nachbarland funktioniert das bereits, wenigstens ein bisschen. Die österreichische Aldi-Dependance Hofer bietet an einigen Tankstellen (auch im Raum Salzburg) den Sprit billiger als die Marken-Konkurrenz an.

Brüderle sagte, er würde sich über jeden zusätzlichen Wettbewerber freuen und könne Unternehmen „nur ermutigen, in den Benzinmarkt einzusteigen“.

Aufgeschreckt wurde der Politiker durch diverse Aktionen von Hofer. So gab es an deren Zapfsäulen in Osttirol zu Weihnachten Diesel und Benzin für 99 Cent pro Liter, das waren mindestens 25 Cent weniger als bei der Konkurrenz. Aber auch regulär differieren die Preise. Derzeit verlangt Hofer an seinen Tankstellen im Raum Salzburg für den Liter Super 1,22 Euro (Diesel: 1,19 ), Markenbenzin ist zwei bis drei Cent teuer, an manchen Orten sogar bis zu 10 Cent.

Hofer hatte vor zwei Jahren einen Preiskampf in Österreich ausgelöst. Auf den hoffen auch immer mehr deutsche Autofahrer – oder zumindest auf eine Senkung der Benzin- und Dieselpreise.

Ob allerdings die ministerielle Aufforderung an die Discounter, mit Dumpingpreisen den Mark durcheinander zu wirbeln, der richtige Weg dafür ist, ist fraglich. Allein schon das Kartellrecht verhindert bei uns, den Treibstoff unter dem Einkaufspreis zu vertreiben. Außerdem ist in Deutschland die Mineralölsteuer wesentlich höher als im Nachbarland, um 23 Cent bei Super, bei Diesel um gut 13 Cent. Damit ist die Spanne für Preisschwankungen auch geringer.

Trotzdem hoffen Deutschlands Autofahrer aufs Kartellamt. Denn bis Ende Januar will die Behörde endlich nachweisen können, was fast jeder schon jahrelang vermutet: Preisabsprachen bei Benzin und Diesel unter den größten Mineralölkonzernen. Seit drei Jahren prüfen die Wettbewerbshüter je 100 Tankstellen in Hamburg, Köln, Leipzig und München. Jede Preisänderung wurde vom Kartellamt registriert. Sollten die Preiskurven Rückschlüsse auf unerlaubte Absprachen der Konzerne zulassen, droht Brüderle „mit Konsequenzen“.

Einen anderen – sicher nicht weniger – populären Schritt schlägt der saarländische SPD-Chef Heiko Maas vor. Er droht den Öl-Multis mit staatlich festgelegten Höchstpreisen für Treibstoffe. Maas: Sollten die Ölkonzerne weiter die Preisspirale willkürlich nach oben drehen, muss die Politik reagieren. In Luxemburg gibt es solche reglementierten Energiepreise.

Davon hält allerdings die Vertretung von Millionen deutscher Autofahrer, der ADAC, nicht sehr viel. Der Sprecher des Clubs, Maximilian Maurer zur AZ: „Wir sind der Meinung, dass der Markt der Autofahrer den Benzinpreis regulieren könnte.“

Schon heute gäbe es zahlreiche Angebote, bei deren Nutzung Fahrzeuglenker zeigen könnten, dass sie der Preistreiberei nicht folgen würden.

Ähnlich wie bei der österreichischen Aldi-Tochter Hofer gäbe es auch in Deutschland zahlreiche Großmärkte, die auf ihrem Gelände verbilligten Kraftstoff anbieten. In München sind dies unter anderem der V-Markt Nähe Ostbahnhof, die Metro in Schwabing oder Hit in Allach.

Maurer: „Diese Tankstellen sind natürlich Teil des Marketing-Konzeptes der Märkte. Sie sollen keinen Gewinn machen, sondern die Kunden in die Verkaufsräume locken.“

Auch wenn die Preisersparnis gegenüber dem Marken-Tankstellen vielleicht nur ein oder zwei Cent beträgt, „bekämen es die Konzerne zu spüren, wenn noch mehr Autofahrer den Billigsprit tanken würden“.

Der ADAC-Sprecher lobt deswegen das Konzept der Freien Tankstellen, die seit rund 25 Jahren den Großen Konkurrenz machen: „Sie spielen eine wichtige Rolle, weil sie zu einem wesentlichen Regulativ des Benzinpreises geworden sind.“ Doch das reicht nach Ansicht von Maurer noch nicht.

„Die Autofahrer müssen sich noch preisbewusster verhalten“, verlangt der ADAC-Experte. Heute hätten die meisten Fahrzeuge mit einer Tankfüllung einen Aktionsradius von annähernd 1000 Kilometern. Maurer: „Wenn der Tank nicht bis auf den letzten Tropfen leer gefahren wird, ist man nicht auf die nächste - und vielleicht sehr teure – Tankstelle angewiesen. Also lieber öfter mal weniger tanken – wenn man eben gerade an einem Billiganbieter vorbeikommt.“ Michael Heinrich

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