Neun von zehn Cityline-Flügen fallen aus
Durch den Streik der Pilotenvereinigung Cockpit fallen bei der Regionaltochter Cityline fast alle geplanten Flüge aus. Das Mutterunternehmen kritisiert, die Verhältnismäßigkeit sei verletzt.
Passagiere der Lufthansa müssen sich heute erneut auf Flugausfälle und Verspätungen einstellen. Für Donnerstag wurden 360 Cityline-Flüge gestrichen, wie eine Lufthansa-Sprecherin am Morgen mitteilte. Geplant waren für den Tag laut Lufthansa 400 Cityline-Flüge. Cityline bietet ausschließlich innerdeutsche und innereuropäische Flüge an.
Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) hat die mehr als 700 Piloten bei der Lufthansa-Tochter CityLine zu einem 36-stündigen Arbeitskampf aufgerufen. Der Streik hat am heute um Mitternacht begonnen und soll bis zum morgigen Freitag 12 Uhr dauern. Fluggäste müssten sich an allen 15 Cityline-Stationen auf Flugausfälle einstellen. Passagiere sollen nach Angaben der Lufthansa nach Möglichkeit auf die Bahn und auf andere Flüge umgebucht werden. Fluggäste könnten sich unter der Telefonnummer 0800-850 60 70 und im Internet unter www.lufthansa.com informieren.
Nicht verhandelbares Angebot
Cockpit begründet die neuen Aktionen damit, dass Lufthansa in den monatelangen Tarifverhandlungen kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt habe. Bereits im Juli waren die Cockpitbesatzungen der Lufthansa-Töchter Eurowings und CityLine in einen 24-stündigen Ausstand und Ende Juli in einen 36 Stunden dauernden Streik getreten. Im Kern geht es bei den Verhandlungen um mehr Geld, eine konkrete Forderung für eine Anhebung hatte die Gewerkschaft in der Öffentlichkeit aber nicht genannt. Die Lufthansa hatte zuletzt 5,5 bis 6,5 Prozent mehr Geld bei 18 bis 24 Monaten Laufzeit angeboten - dieses Angebot hält Cockpit für nicht verhandelbar.
Weiterer Streik schadet Unternehmen
Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer kritisierte den 36-stündigen Pilotenstreik der Vereinigung Cockpit scharf. Weitere Streiks seien eine Zumutung für die Kunden und schadeten dem Unternehmen, sagte Lauer am Mittwochabend vor Journalisten in Frankfurt am Main. «Dialog ist hier der richtige Ansatz.» Lauer betonte, dass es ein verbessertes Angebot für die Piloten bei der Regionaltochter Cityline gebe. Das Unternehmen sei bereit, direkt mit Arbeitnehmer-Vertretern zu verhandeln oder einen Schlichter anzurufen. Es gebe keinen Grund, in einen Arbeitskampf zu gehen. Lufthansa-Manager Lauer sprach sich für eine Diskussion in Deutschland über den Umgang mit konkurrierenden Gewerkschaften aus. Es müsse auch bei Streiks der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gelten. Lauer argumentierte, dass bei Dienstleistungsunternehmen wie der Lufthansa jeder einzelne Streiktag unwiederbringlich verloren sei und nicht wie in anderen Branchen später nachgearbeitet werden könne.
Spartengewerkschaften in der Kritik
Der Personalvorstand bezog sich mit seinem Vorschlag auf kleine Spartengewerkschaften wie die Vereinigung Cockpit, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben und in Konkurrenz zu den traditionellen Großgewerkschaften stehen. Unabhängig vom jetzigen Pilotenstreik gingen in der vergangenen Woche viele Lufthansa-Beschäftigte am Boden mehrere Tage lang in den Ausstand. Am Freitag schließlich einigten sich der Konzern und die Großgewerkschaft Verdi auf einen Tarifabschluss für etwa 50.000 Mitarbeiter. (dpa/AP)
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