Neuer Schrecken
Die Gefahren sind viel unbeherrschbarer und unübersichtlicher: Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die aktuelle Atomwaffen-Debatte.
Wie sehr hat sich das Schreckensszenario geändert: Im Kalten Krieg standen sich zwei waffenstarrende Supermächte gegenüber, die immer weiter aufrüsteten; dazwischen all die kleinen Staaten, die sichmal mehr, mal weniger freiwillig unter den Schirm eines der Großen begaben, mit dem Risiko, stellvertretend zerrieben zu werden – und Deutschland genau an der Frontlinie.
Nun unterschreiben jene einstigen Großen mal eben einen Abrüstungsvertrag, mit dem sie 30 Prozent ihres Arsenals verschrotten. Ein nicht sehr ehrgeiziges, aber positives Signal, das mit wohlwollendem Nicken begleitet wird. Aber eben nicht mehr mit weltläufte-änderndem Pathos.
Denn die Lage hat sich längst verschoben, die Gefahren liegen ganz woanders. Und sie sind leider viel unbeherrschbarer geworden. Die beiden Blöcke haben sich wenigstens noch gegenseitig abgeschreckt.
Heute gibt es irrationale Mitspieler wie islamische Terroristen, bei denen die Angst, selbst vernichtet zu werden, eben nicht zieht; unberechenbare Großmannssucht-Kandidaten wie Mahmud Ahmadinedschad; Pleite-Regimes wie Nordkorea oder instabile Brandherde wie Pakistan. In ihren Händen kann die Bombe fatal sein. Die Saat dafür haben aber die Großen gelegt.
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