„Nächstes Mal tut es mehr weh!“

MÜNCHEN - Bei der Bahn finden seit dem Morgen Warnstreiks statt. Hunderttausende Bahnreisende mussten sich mitten im Berufsverkehr auf ausgefallene und verspätete Züge einstellen. In München rollt der Verkehr inzwischen wieder an.
Es ist kein schöner Morgen. Nicht für Münchens Pendler. Aber auch nicht für die streikenden Bahn-Beschäftigten. Temperaturen um den Gefrierpunkt zeigt das Thermometer, als sich die Gewerkschaftler der Transnet und GDBA um fünf Uhr früh am Nordeingang des Münchner Hauptbahnhofs postieren. Bockwürste und Kaffee haben sie zum ersten Tag des Warnstreiks mitgebracht. Aber natürlich auch Fahnen und Transparente, auf denen sie ihrem Unmut über ihre Arbeitsbedingungen bei der Bahn zum Ausdruck bringen: „Schluss mit dem modernen Sklaventum“ und „Eisenbahner haben auch ein Recht auf Familienleben“, steht drauf.
Ein paar Schritte weiter, an den Bahnsteigkanten des Hauptbahnhofs, ist der Unmut an diesem Morgen ähnlich groß. Zum Beispiel bei Lydia Weinberger, die nach Pfaffenhofen muss, aber wegen des Streiks nicht planmäßig dorthin kommt. Oder bei Bernd Lebens, dessen Zug aus Augsburg einige Minuten Verspätung hat: „Ärgerlich ist das“, findet der Beamte.
Insgesamt sind es an diesem ersten Streiktag der Zugbegleiter- und bereitsteller am Münchner Hauptbahnhof sieben Nah- und ein Fernverkehrszug, die ausfallen. Darunter sind zwei Regionalbahnen nach Nürnberg und Memmingen, sowie jeweils eine nach Augsburg, Mittenwald und Treuchtling. Sechs Züge fahren mit Verspätung ab, darunter die Verbindung nach Prag. Da auch die Schalterkräfte in München streiken ist zudem der Fahrkartenverkauf am Donnerstagmorgen zwischen 5 Uhr und 7.30 Uhr nicht möglich. Insgesamt beteiligen sich 60 Streikende an den Arbeitskampfmaßnahmen in München, in Nürnberg legen 150 Bahn-Mitarbeiter die Arbeit nieder.
„Das war ein guter Anfang“, freute sich Peter Weinzierl, der Streikleiter von Transnet. Die Bereitschaft zum Streik sei groß. Morgen werde mit der Konzernleitung verhandelt, nächsten Montag werde man über weitere Streiks beraten. Auch sein Verbündeter, Paul Eichinger von der GDL, gibt sich optimistisch: „Wir wollten heute noch nicht den ganzen Großraum platt machen“, sagt er, „nächstes Mal tut es mehr weh.“
Kostenlose Telefon-Hotline der Deutschen Bahn: 08000-996633.
Daniel Aschoff