Munition für Taliban

Das Thema ist zu wichtig für einen Schnellschuss im Wahlkampf: Frank Müller, AZ-Aktuell-Ressortchef, über den Streit in Sachen Afghanistan
von  Abendzeitung

Das Thema ist zu wichtig für einen Schnellschuss im Wahlkampf: Frank Müller, AZ-Aktuell-Ressortchef, über den Streit in Sachen Afghanistan

Acht Jahre nach dem Start der Afghanistan-Mission liegen die Nerven allerseits derart blank, dass dies nichts Gutes erwarten lässt. Was sich in den vergangenen Tagen auf der Weltbühne an Wortgefechten abgespielt hat, liefert den radikalen Taliban und ihren Terrorfreunden mehr Munition als ein Dutzend gekaperte Tanklaster.

Denn Streit in der Nato, ein Auseinanderdividieren der Partner im Bündnis, das ist wirklich das Letzte, was der Westen auf diesem schwierigen Weg gebrauchen kann. Es muss also Schluss sein damit, dass sich Deutsche, Franzosen, Spanier und Amerikaner auf offener Bühne über den Angriff vom Freitag befehden.

Was außenpolitisch gilt, das ist auch im Inneren wichtig: Bislang ist Afghanistan kein großes Thema gewesen im Bundestagswahlkampf. Es könnte sein, dass sich das ab heute ändert, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel zu dem Angriff gezwungenermaßen eine Regierungserklärung abgibt.

Es bleibt zu hoffen, dass aus dem Wahlgeplänkel über den stets etwas glücklos wirkenden Verteidigungsminister keine Generaldebatte über den Krieg (und es ist einer!) an sich wird. Denn als Schnellschuss-Thema für einen vor sich hin irrlichternden Wahlkampf ist der Kampf am Hindukusch in der Tat zu wichtig. Man muss nicht das martialische Zitat von Jungs Vorgänger Struck bemühen, der schon vor Jahren meinte, dort würde unsere Freiheit verteidigt. Es genügt, wenn man ganz nüchtern feststellt: In Afghanistan zeigt sich, ob der Westen gegen den Terror siegen kann.

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