Münchens heimliche Champions

Viele globale Marktführer sind keine Konzerne sondern liegen in Familienhand. In kleinen Nischen machen sie oft große Umsätze. Das Geheimnis: Perfektion und die Liebe zum eigenen Produkt.
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Richard Schiessl, Hoffmann Gruppe, an der Drehmaschine
Gregor Feindt Richard Schiessl, Hoffmann Gruppe, an der Drehmaschine

MÜNCHEN/NÜRNBERG - Viele globale Marktführer sind keine Konzerne sondern liegen in Familienhand. In kleinen Nischen machen sie oft große Umsätze. Das Geheimnis: Perfektion und die Liebe zum eigenen Produkt.

Der Zoff war groß im Stadtrat Nürnbergs, als dort im letzten Jahr eine kleine Stich-Straße ausgerechnet nach einem Münchner benannt wurde. Doch jetzt residiert die Logistikzentrale der Münchner Hoffmann Gruppe in der „Franz-Hoffmann-Straße“, benannt nach deren Firmengründer.

Was die Wenigsten in Nürnberg und München wissen: Das Unternehmen ist einer der zahlreichen versteckten Champions Bayerns. Viele solcher globalen Marktführer wie Iwis-Ketten, der Privatbrauerei Erding oder das Ingenierbüro Stengel liegen in Familienhand und machen in kleinen Nischen große Umsätze.

Sexy Werkzeuge?

Drehen, Bohren, Fräsen – das ist beispielsweise die Welt der Hoffmann Gruppe. Und deren Chef findet das auch noch erotisch: „Werkzeuge sind sexy“, sagt Bernd Bleicher, seit mehr als zehn Jahren Chef der Hoffmann Gruppe. „Beobachten Sie mal, wie Männer mit Werkzeug umgehen – das ist immer eine sehr liebevolle Beziehung. Und für einen Handwerker auch Dokumentation des eigenen Könnens: Wer sein Fach gut beherrscht, der hat auch tolles Werkzeug“.

Zu den Kunden der Firma zählen Kleinbetriebe von der 2-Mann-Schlosserei über Behörden wie die Stadt München bis zu Auto-Konzernen. „Ob Audi oder Mercedes - es gibt kein Auto einer deutschen Marke, das ohne unsere Werkzeuge produziert ist“, so Bernd Bleicher. Dabei stellt das Unternehmen selber eigentlich nichts her. Hoffmann ist ein reines Vertriebsunternehmen. Der Werkzeuglieferant hat 40000 Qualitäts-Werkzeuge der Marken „Garant“, „Holex“ sowie weitere 500 Herstellermarken innerhalb von 24 Stunden lieferbar. Sie stehen als gebündelter Kompetenzbeweis des Firmenkönnens in der dicken orangefarbenen Werkzeug-Bibel. Sie erscheint in einer Auflage von 500 000 Stück und in 15 Sprachen. „Die hat jeder Meister neben der Werkbank oder am Produktionsband liegen“, sagt Bleicher.

Nahe am Kunden

„Das Unternehmen hat eine extrem gute Beschaffungslogistik, ist bei der Vermarktung in jeder Region unglaublich nahe am Kunden. Zusammen ergibt das als Drittes eine starke Marke“, so Professor Arnold Weissman. „Das ist typisch für die deutschen Firmen-Champions – sie beherrschen in der Regel nur ein Segment, aber das in Perfektion. Damit setzen sie sich gegenüber Wettbewerbern in der ganzen Welt locker durch.“

Bis in die 90er Jahre war Hoffmann ein rein bayerisches Unternehmen. Als Bleicher 1995 als Schwiegerenkel des Gründers Franz Hoffmann Chef und Mitinhaber der Firma wurde, trieb er die Ausdehnung auf den deutschen und europäischen Markt voran. „Wir wachsen mit unseren großen Kunden und gehen dahin, wo die auch expandieren.“

Das Geschäft boomt

Auf diese Weise ist Hoffmann inzwischen nicht nur in mehr als 30 Ländern vertreten. Sondern zuletzt auch mit rund 20 Prozent im Jahr gewachsen. Den Umsatz von fast 800 Millionen Euro will Bleicher in den kommenden fünf Jahren verdoppeln. Von den 1300 deutschen Mitarbeitern arbeiten mehr als die Hälfte in Bayern – 500 in München und 300 in Nürnberg. Mehr als 30 Stellen hat Hoffmann derzeit offen.

Kein Wunder, dass sich zahlreiche internationale Kapitalanlagefirmen um das Unternehmen reißen. „Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Interessenten in den vergangenen Monaten bei uns einsteigen wollten“, so Bleicher. Bis jetzt blieb er standhaft. Das ist er auch dem Nürnberger Straßen-Paten schuldig. „Wir sind und bleiben ein bodenständiges Familienunternehmen. Ich könnte nicht damit leben, dass da ein Geldgeber mit mir am Tisch sitzt, mir sagt was ich tun soll und der das Unternehmen nur rein auf Profit trimmt.“

H.Sieger

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