Methode mit System
Die Macht der Pharmafirmen ist riesig – es geht um Milliarden: Michael Backmund, AZ-Medizin-Reporter, über Korruption im Gesundheitssystem.
Der nächste Fall von Korruption: Schon wieder haben Pharmavertreter Ärzte in Deutschland durch Geschenke bestochen. Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt gegen 480 Mediziner in der ganzen Republik – allein in Bayern sind 99 Ärzte betroffen.
Nach eingehender „Beratung“ haben sie ihren Patienten diesmal den Blutdrucksenker Emestar verschrieben und dafür Sachprämien kassiert. Vom Ipod bis zum Laptop. „Gekaufte Verordnungen“ nennen Experten die gezielte Einflussnahme der Pharmalobby auf die Ärzteschaft.
Doch eigentlich ist diese Praxis nur ein kleiner Baustein in einem viel größeren Spiel. Denn die Methode der gezielten Einflussnahme hat System: Große Medizinkongresse werden von der Pharmaindustrie finanziert, Flüge und Hotels für Ärzte gebucht, und die fachliche Fortbildung für Mediziner gleich vom eigenen Pharmareferenten organisiert. Experten schätzen, dass 40 Prozent der Industriestudien zu Artzney manipuliert sind. Die Macht der Pharmabranche ist riesig – denn es geht um ein Milliardengeschäft.
In der Gesundheitspolitik sollten deshalb nicht mehr die Profite der Firmen, sondern das Wohl der Patienten und eine sinnvolle Therapie im Vordergrund stehen: Die Fortbildung von Ärzten, die Bewertung vonMedikamenten und die Information über neue Präparate gehören endlich in die Hände von unabhängigen Instituten und Sachverständigen. Das würde die Versorgung verbessern und darüber hinaus Kosten sparen: Denn neue Präparate sind oft nur teurer, aber nicht besser als bewährte Pillen