Merck streicht rund 1100 Stellen
Bis Ende 2015 will der Pharma- und Chemiekonzern Merck wegen Umbaus jede zehnte Stelle in Deutschland streichen.
Darmstadt - Dem Umbau des Pharma- und Chemiekonzerns Merck fällt jede zehnte Stelle in Deutschland zum Opfer. Der Traditionskonzern will bis Ende 2015 rund 1100 der 10 900 Arbeitsplätze hierzulande streichen, wie Merck anlässlich einer Betriebsversammlung am Firmensitz in Darmstadt mitteilte.
Allein dort sollen nach Gewerkschaftsangaben 750 Stellen abgebaut werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen will der Konzern bis Ende 2017 weitgehend verzichten. Merck will den Abbau hauptsächlich über Freiwilligen- und Altersteilzeit erreichen.
Geschäftsleitung und Betriebsrat unterzeichneten nach monatelangen Verhandlungen eine entsprechende Vereinbarung. Nicht auszuschließen sind betriebsbedingte Kündigungen allerdings im niedersächsischen Lehrte, dort soll die Produktion von Industriesalzen eingestellt werden sowie im bayerischen Hohenbrunn. Betroffen sind insgesamt rund 140 Beschäftigte. Das Unternehmen suche aber nach Alternativen, zum Beispiel Investoren für die Standorte, sagte ein Merck-Sprecher. Diskutiert wird auch, die Organik in Gernsheim zu schließen, noch gebe es aber keine Entscheidung.
Merck-Chef Karl-Ludwig Kley will den Dax-Konzern nach Rückschlägen in der Pharmasparte und angesichts des harten Wettbewerbs im Geschäft mit Flüssigkristallen auf mehr Effizienz trimmen. Im Frühjahr hatte das Unternehmen ein mehrjähriges Spar- und Umbauprogramm vorgestellt. In Genf hat Merck bereits die Schließung der Zentrale seiner Tochter Serono angekündigt. Rund 500 Arbeitsplätze sowie 80 weitere Jobs sollen wegfallen. Mehr als 750 der 1250 Stellen in Genf werden verlagert. Weltweit beschäftigten die Hessen Ende Juni 40 085 Mitarbeiter.
"Für den Betriebsrat ist besonders wichtig, dass in Darmstadt und Gernsheim bis Ende 2017 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet wird und dass wir Auslagerungen und Outsourcing weitgehend vermeiden konnten", erklärte Betriebsratschef Heiner Wilhelm. Die Einigung sei ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland, sagte das Mitglied der Geschäftsleitung, Kai Beckmann. Merck will in Darmstadt und an anderen deutschen Standorten in den nächsten beiden Jahren mindestens 250 Millionen Euro investieren. Darmstadt werde als weltweite Konzernzentrale weiter ausgebaut.
Kosten will das Unternehmen auch sparen, indem es die Vergütungsstrukturen verändert. Bei neuen Mitarbeitern könnten über- und außertarifliche Bestandteile des Gehalts entfallen, sagte der Merck-Sprecher.