Mehr Kundschaft für die Münchner Tafel
München - Der Tag fängt nicht besonders gut an. Keine Tomaten! Dabei sind die besonders beliebt. Max-Josef Schwarz lässt seinen Blick über die Steigen mit Brot, Semmeln, Obst und Gemüse wandern, die auf Tischen ausgepackt werden. Die Ware sieht appetitlich und frisch aus, aber es könnte mehr sein.
Zwei bis zweieinhalb Tonnen Lebensmittel werden an der Ausgabestelle der Münchner Tafel in Perlach pro Woche verteilt. In ganz München sind es 100 Tonnen, die mittlerweile bereits 18000 bedürftigen Münchnern zugute kommen. Und das Essen reicht nicht immer: Max-Josef Schwarz wird an diesem Tag womöglich das eine oder andere enttäuschte Gesicht sehen – von Menschen, die einen Berechtigungsausweis haben, zur Essensausgabe kommen dürfen, aber nicht so viel mit nach Hause nehmen können, wie sie bräuchten. Andere haben noch gar keinen Ausweis, müssen sich vorerst mit einem Platz auf der Warteliste zufrieden geben.
Seit ihrer Gründung vor 19 Jahren hat sich die Münchner Tafel zu einem kleinen mittelständischen Unternehmen gemausert: 450 ehrenamtliche Helfer, ein Fuhrpark mit 16 Lieferwagen, davon sieben Kühlfahrzeuge, 109 Verteilstellen und soziale Einrichtungen, die Lebensmittel bekommen. Jeder fünfte Münchner gilt als arm oder von Armut gefährdet – der steigende Bedarf sorgt für stetes Wachstum bei der Tafel. Allein im vergangenen Jahr gewann der Verein 110 ehrenamtliche Helfer dazu.
Max-Josef Schwarz ist einer der Freiwilligen, die die Arbeit der Tafel am Laufen halten. Der 53-jährige gelernte Bankkaufmann hilft bei der Ausgabe. Wenn er am Abend fertig ist, ist er einfach froh, die Füße in der Gewissheit hochlegen zu können, dass er etwas Sinnvolles getan hat. Genauso Elfriede Blase, die schon seit ein paar Jahren als Ehrenamtliche mit dabei ist.
Für Matthias von Miller, der den Aufbau der Tische in Perlach überwacht, ist der Einsatz für den Verein längst mehr als eine Nebentätigkeit. In der Früh ist er von Starnberg aus in die Münchner Großmarkthalle gefahren, hat gesichtet, was dort aussortiert wird, aber noch gut verwendet werden kann, bei akutem Mangel vielleicht auch mal „den Joker gezogen“, Transportfahrten von Firmen oder Supermärkten organisiert, an den Ausgabe-Stellen kontrolliert, dass Hygiene-Vorschriften eingehalten werden und die Organisation läuft – „ich bin an vier Tagen in der Woche ganz gut beschäftigt“.
Als Hausmann kann sich von Miller seine Zeit selbst einteilen – sonst wäre sein Engagement wohl nicht möglich. „Manchmal beschwert sich meine Frau darüber, wie’s bei uns zu Hause aussieht“, meint er schmunzelnd. Aber ein sporadischer Einsatz würde nicht mehr reichen. Mit wachsender Größe stiegen die Anforderungen an die Münchner Tafel: Reichte es früher, auf irgendeine Art Gratis-Lebensmittel zu organisieren und sie irgendwie zu verteilen, werden heute professionelle Maßstäbe an die Arbeit angelegt: Steht die Kühlkette für verderbliche Ware wie Joghurt? Welche Kriterien sollen für die Vergabe des Berechtigungsausweises gelten? Zu welchen Zeiten sollen die Bedürftigen kommen, damit’s bei der Ausgabe der Lebensmittel nicht drunter und drüber geht? Ein Job für Logistik- und Organsations-Spezialisten, der auch heuer nicht überflüssig werden dürfte.
Spendenkonto: Münchner Tafel e.V., HypoVereinsbank, Konto-Nummer 6850193310, BLZ: 700 202 70
- Themen: