Mehr Geld nur für Gewerkschafter
Das fordert der Betriebsratsvorsitzende von Porsche. Was für und was gegen Bonuszahlungen für Gewerkschaftsmitglieder spricht.
München - Die Idee ist nicht neu, sie könnte jetzt aber wieder für neue Diskussionen sorgen: In der „Stuttgarter Zeitung“ hat Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück eine Besserstellung für Gewerkschafter gefordert.
„Die IG Metall sollte ihre Möglichkeiten offensiv nutzen, um für ihre Mitglieder einen zusätzlichen Bonus in den kommenden Tarifverträgen zu verankern“ schreibt er in einem Brief an IG-Metall-Chef Berthold Huber. „Es kann nicht sein, dass die IG-Metall-Mitglieder etwas erkämpfen, und zum Schluss kriegen all die Beschäftigten, die nicht mitgewirkt haben, das Gleiche.“
Unterstützung will Hück auch aus Bayern haben: Die Betriebsratsvorsitzenden Peter Mosch (Audi) und Jürgen Dorn (MAN) sollen den Vorstoß gutheißen. Die IG Metall lehnt das Thema nicht grundsätzlich ab, hieß es am Freitag.
Auch Matthias Jena, Vorsitzende des DGB Bayern, ist dafür, wie er der AZ mitteilt: „Auf Arbeitgeberseite gelten Tarifverträge ganz selbstverständlich immer nur für Betriebe, die auch Mitglied im Arbeitgeberverband sind. Da muss es für Gewerkschaften auch möglich sein, für ihre Mitglieder Abweichungen nach oben zu vereinbaren. Die Gewerkschaftsmitglieder ermöglichen mit ihrem Beitrag erst, dass es Tarifverträge überhaupt gibt. Davon profitieren auch die Beschäftigten, die sich nicht beteiligen. Auch deshalb ist ein Bonus für Mitglieder legitim.“
Forderungen nach Extra-Zahlungen für Mitglieder gibt es schon immer. In manchen Unternehmen gelten Haustarifverträge oder bestimmte Differenzierungsklauseln, die Gewerkschaftsmitglieder besser stellen, doch von einer flächendeckende tariflichen Regelung kann keine Rede sein.
Gerade bei Nicht-Mitgliedern sorgt dieses Begehren für Ärger. Zum Beispiel bei Nokia Siemens Networks: Als die Schließung des Standortes in München beschlossen wurde, handelte die IG Metall für ihre Mitglieder lukrativere finanzielle Ausgleichszahlungen aus als für Nichtmitglieder.
Aber auch bei den Unternehmen kommt eine solche Besserstellung nicht immer an. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände, zur AZ: „Letzten Endes ist es eine Entscheidung des Unternehmens. Wir halten es allerdings für bedenklich, Mitarbeiter unterschiedlich zu behandeln, je nachdem, ob sie Gewerkschaftsmitglied sind oder nicht. Es gilt die negative Koalitionsfreiheit, nach der niemand gezwungen ist, Mitglied einer Gewerkschaft zu werden. Einem nicht gewerkschaftsgebundenen Arbeitnehmer darf dadurch kein Nachteil entstehen.“
Die Konzerne wollen eine Zwei-Klassen-Belegschaft verhindern. „Weder der Arbeitgeber noch die IG Metall darf eine Interesse an einer Spaltung der Belegschaft haben“, so Brossardt zum Vorstoß des Porsche-Betriebsrates.
Ein weiterer Grund für eine Ablehnung solcher Boni seitens der Konzerne könnte sein: Bei einer unterschiedlichen Bezahlung von Gewerkschaftsmitgliedern und Nicht-Mitgliedern befürchten Unternehmen nämlich das, was die Gewerkschaften hoffen: Immer mehr Arbeitnehmer organisieren sich, die Gewerkschaften werden dadurch immer stärker. Das sieht auch Jena so: „Jeder einzelne, der Mitglied wird, stärkt die Gewerkschaft und hilft so mit, gute Tarifverträge abzuschließen.“