Maschinenbau trotzt negativem Trend
Die deutschen Maschinenbauer erhöhen trotz Euro-Schuldenkrise und weltweiter Konjunkturabkühlung ihre Drehzahl. Gegen den Trend beurteilt die Schlüsselindustrie mit ihren rund 970 000 Beschäftigten die Zukunftsaussichten zuversichtlicher als noch vor einigen Monaten.
Frankfurt/Main - Die Branche traut sich in diesem Jahr ein preisbereinigtes Produktions-Plus von zwei Prozent zu. Zuletzt war der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) noch von einer Stagnation ausgegangen. "Wir sind im Frühjahr besser als erwartet gestartet. Das zieht das gesamte Jahresergebnis nach oben", erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers am Donnerstag.
"Es wird knapp, aber es besteht eine reelle Chance, dass das Produktionsvolumen aus dem Rekordjahr 2008 in diesem Jahr wieder erreicht wird", sagte Wiechers in Frankfurt. Im kommenden Jahr rechnet die Branche ebenfalls mit einem Wachstum von rund zwei Prozent - vorausgesetzt, die Euro-Schuldenkrise eskaliert nicht.
"Uns ist durchaus bewusst, dass diese Prognose einer Zuspitzung der Probleme im Euro-Raum nicht standhält und sie in einem gewissen Widerspruch zur aktuellen Stimmungslage steht", räumte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse ein. Zwar könnten alle Fachzweige Produktionszuwächse erwarten. "Das schließt ein Plus für den Maschinenbau in toto aber nicht aus."
Die Auftragsbücher der Unternehmen sind Wiechers zufolge nach wie vor gut gefüllt. Obwohl in den vergangenen neun Monaten weniger Bestellungen eingingen, reicht der Auftragsbestand immer noch für knapp sechs Monate. Zudem flachte sich der Orderrückgang insgesamt ab, das Auslandsgeschäft drehte zuletzt ins Plus. Wiechers schließt daher nicht aus, dass der Auftragseingang insgesamt in den nächsten Monaten wieder zulegen könnte.
Impulse für die Branche kommen dem VDMA zufolge vor allem aus Asien und den USA. "Unsere Geschäfte in den USA laufen gut", sagte Wiechers. Ein Abschwächung der Euro-Schuldenkrise dürfte auch wieder für bessere Stimmung bei den Kunden im gemeinsamen Währungsraum sorgen, hofft der Verband.
Die deutschen Maschinenbauer sind damit zuversichtlicher als andere Branchen. Chemieindustrie und Elektroindustrie kassierten in den vergangenen Tagen ihre Prognosen. Die Chemieindustrie rechnet nun mit einem Produktionsrückgang von 3 Prozent. Viele Industriekunden sind wegen Euro-Schuldenkrise verunsichert und bestellen weniger Chemikalien. Die exportorientierte deutschen Elektroindustrie kappte ihre Produktionsprognose von fünf Prozent Wachstum in diesem Jahr auf ein Plus von ein bis zwei Prozent.
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