MAN zahlt 150,6 Millionen Bußgeld
MÜNCHEN - Münchner Justiz beendet Ermittlungen gegen das Unternehmen, aber nicht gegen frühere oder jetzige Mitarbeiter. Staatsanwaltschaft lobt die „große Kooperationsbereitschaft“ des Herstellers.
Ein (vorläufiges) Ende mit Schrecken: Der Münchner Maschinen- und Nutzfahrzeughersteller MAN hat am Donnerstag zwei Bußgeldbescheide über je 75,3 Millionen Euro akzeptiert, die sich gegen die Nutzfahrzeug- und die Turbinensparte des Konzerns richten. MAN zieht damit als Unternehmen einen Schlussstrich unter die Schmiergeldaffäre – allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter frühere und heutige Beschäftigte.
Noch vor wenigen Jahren schien der Vertriebseifer bei MAN kaum Grenzen zu kennen. Jürgen Maus, damals Vorstandschef von MAN Turbo, setzte sich 2006 zum Ziel, die Umsätze seines Unternehmens innerhalb von fünf Jahren mehr als zu verdoppeln. Offensichtlich wurde beim einen oder anderen Großauftrag schon einmal nachgeholfen: MAN Turbo habe unter anderem an Amtsträger Bestechungsgelder bezahlt, stellte das Münchner Oberlandesgericht fest.
Mit den Bußgeldern sollen jetzt die Gewinne aus den illegal beschafften Aufträgen abgeschöpft werden. Gegen den ehemaligen Spartenchef läuft außerdem ein Strafverfahren. Ende August 2007 verließ Maus das Unternehmen. Ihm folge Klaus Stahlmann, der heute noch MAN Turbo leitet. Das Oberlandesgericht geht davon aus, dass die Schmiergeldzahlungen bis September 2008 geleistet wurden.
MAN äußert sich zu den Details der Bußgeldbescheide nicht. Am heutigen Freitag tagt aber der MAN-Aufsichtsrat – danach könnten weitere Entscheidungen verkündet werden. Die wichtigste Personalie ist allerdings die Suche nach einem neuen Vorstandschef, nachdem Hakan Samuelsson zurückgetreten ist und Georg Pachta-Reyhofen nur komissarisch seinen Job übernommen hat.
Das Bußgeld für die MAN-Nutzfahrzeugsparte begründete die Staatsanwaltschaft mit der „mangelhaften Compiancestruktur der Aktiengesellschaft“ - sprich: mit unzureichenden Regelungen gegen Korruption. Die Ermittlungen gegen einzelne MAN-Beschäftigte könnten noch länger dauern, hieß es gestern bei der Staatsanwaltschaft. Unter den Beschuldigten ist auch der ehemalige Vertriebsvorstand der MAN-Nutzfahrzeugsparte. Lobend erwähnte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag die „große Kooperationsbereitschaft der MAN SE und deren Tochtergesellschaften“.
Die Schmiergeldaffäre war im Mai ins Rollen gekommen. Seitdem gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass vor allem im Lastwagen-Geschäft Verkäufer Bestechungsgelder an Mitarbeiter von MAN-Kunden zahlten, um den Verkauf anzukurbeln.
Das Schmiergeld soll teils über Konten von Angehörigen und Freunden der Empfänger geflossen sein. Um die Affäre möglichst schnell beizulegen, hat MAN eine interne Untersuchung eingeleitet und ein Amnestieprogramm für auskunftswillige Beschäftigte aufgelegt.
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