Machtkampf bei Porsche: Ist die Ära Wiedeking zu Ende?
MÜNCHEN - Porsche und VW planen die Fusion. Ob Porsche-Boss Wendelin Wiedeking noch weiter im Amt bleibt, ist mehr als fraglich. Favorit für das Amt des neuen Chef eines fusionierten Konzerns ist VW-Chef Martin Winterkorn (62).
Götterdämmerung bei Porsche, spannende Aussichten bei VW: Das Drama um die beiden deutschen Autobauer nähert sich dem Höhepunkt. Und es könnte zu einem Happy End an der Weltspitze führen – „wenn man alles richtig macht“, sagt der Autoexperte Stefan Bratzel. Nur die Tage von Wendelin Wiedeking, dem erfolgsverwöhnten Macher bei Porsche, könnten gezählt sein.
„Wir haben unser Konzept durchgesetzt“, sagte Wiedeking trotzig auf der Porsche-Betriebsversammlung in Stuttgart. Doch daran gibt es begründete Zweifel. Der bestbezahlte deutsche Manager (80 Millionen im vergangenen Jahr) wollte mit Porsche den großen Konzern VW schlucken. Doch daraus wird nichts. Jetzt soll es eine Fusion geben. Darauf einigten sich die Eigentümerfamilien um Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche. In den nächsten vier Wochen soll sich herausstellen, wer das Kommando in der neuen Konzernspitze übernimmt. Dass es Wiedeking (56) wird, der Porsche gerettet und zu einer der feinsten Adressen der deutschen Wirtschaft gemacht hat, ist fraglich.
Porsche wird nur noch ein Teil unter vielen sein
„Er hat zu viel Porzellan zerschlagen“, sagt Experte Bratzel, Chef des Center of Automotive in Bergisch-Gladbach. Weder bei Arbeitnehmern noch beim wichtigen Anteilseigner Niedersachsen (20 Prozent an VW) sei er noch vermittelbar. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh stellte die Fusion offen infrage: „Offenbar verwechseln hier einige Fusion und Integration.“ In den Augen des mächtigen Arbeitnehmervertreters wird Porsche in der neuen Konstruktion nur ein Teil des VW-Konzerns mit seinen insgesamt zehn Marken sein.
Auch Uwe Hück, einflussreicher Porsche-Betriebsratschef, rückt plötzlich von seinem Chef Wiedeking ab. Bisher galt er als Verbündeter des Porsche-Chefs. „Ich konzentriere mich auf die Belegschaft, die Konzernspitze ist für mich zweitrangig.“ Hück will, dass die 12000 Porsche-Beschäftigten in den Genuss des VW-Gesetzes kommen: Das sichert den Arbeitnehmern wichtige Mitsprache bei der Errichtung, aber auch bei der Schließung von Werken zu. Es ist nicht ausgemacht, dass die Macht von Wiedeking, der den Eigentümerfamilien jahrelang schönste Profite verschafft hat, bröckelt. Aber auch ein Mitarbeiter vor dem Werkstor spürt: „Porsche is kaputt. Ist jetzt VW.“
Favorit für das Amt des neuen Chef eines fusionierten Konzerns ist VW-Chef Martin Winterkorn (62). Der genießt das Vertrauen des Familienpatriarchen Piëch. Autoexperte Bratzel meint, der neue Konzern könne in der Weltspitze ganz oben mitspielen und sogar aus der Autokrise gestärkt hervorgehen. Mit einem Umsatz von 121 Milliarden Euro und 6,5 Millionen produzierten Autos reiche der Konzern an Toyota (197 Milliarden Umsatz, 8,9 Millionen Autos) heran. Vor allem erwartet Toyota erstmals seit 1950 Verluste. Die andere Konkurrenz GM zerlegt sich gerade selbst. Die Allianz Chrysler, Fiat und eventuell Opel ist mit sich selbst beschäftigt. Bei VW läuft es dagegen trotz Branchenkrise vergleichsweise rund. Trotz aller Einbrüche bliebt noch ein Gewinn von einer Viertel Milliarde Euro übrig.
Johannes Lieberer
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