Mach’s noch mal, Merkel
In den vergangenen drei Jahrzehnten wäre ein Begriff beinah zum Schimpfwort verkommen: Umverteilung. Ein Wort, das an Steuerexzesse wie in Skandinavien erinnert, wo Astrid Lindgren Mitte der 70er zur Finanzierung des schwedischen Sozialstaats bis zu 100 Prozent Steuern zahlen musste. Oder Befürchtungen weckte, eine überbordende Bürokratie verteile die Steuereinnahmen von wenigen Fleißigen an viele Faule.
Diese Einschätzung hat sich geändert. Das liegt an zwei Entwicklungen: an der sich verschärfende Euro-Krise und der Tendenz, dass in Europa die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Ersteres weckt Begehrlichkeiten: Wie toll wäre es, mit dem Geld der Vermögenden die Schuldenlast zu lindern? Ein verständlicher Wunsch, der selbst von Konservativen und Unternehmensberatern geäußert wird.
Die zweite Entwicklung ist die brisantere. Sie droht, Europas Gesellschaften zu spalten – in Deutschland, in Spanien und in Griechenland erst recht. Hier kann Umverteilung den sozialen Frieden sichern und Chancengleichheit fördern. Deutschland hat das schon einmal geschafft – nach dem Krieg mit dem Prinzip des so genannten Lastenausgleichs. Mach’s noch mal, Merkel!
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