Lotto – ja oder nein?
Die AZ-Redakteure Georg Thanscheidt und Arno Makowsky über Träume und Illusionen.
PRO
Haben Sie sich schon einmal einen Traum gekauft?
Ich mache das jeden Mittwoch und Freitag bei meinem Zeitungshändler – wenn ich Lotto spiele.
Für mich ist das Geld gut angelegt. Denn ich habe es in Imagination investiert. In die Vorstellung, wirklich einmal reich zu sein. Für knapp einen Euro Mindesteinsatz bekomme ich die Lizenz zum Träumen, für mehr als 24 Stunden, zum Beispiel von Freitag kurz nach sechs bis Samstag kurz vor acht.
Bis die Zahlen aus Frankfurt mein Wunschschlosswieder einstürzen lassen.
Statistisch gesehen mag das unabwendbar sein. Aber Träume haben eine andere Logik:Wenn ich in der Lage bin, im Supermarkt auf Anhieb die Kasse mit der längsten Schlange zu finden oder den einzigen Hundehaufen in meinem Viertel – warum soll es für mich dann nicht möglich sein, unter 49 Zahlen sechs richtige zu finden?
Und selbst wenn es wieder nicht klappt: Ich habe für einen Traum gezahlt. Nicht für seine Erfüllung.
CONTRA
Okay, 35 Millionen wären nicht schlecht, die würde ich auch nehmen. Nur: Ich gewinne sie nicht. So einfach ist das.
Natürlich gibt es Gefühlsdusler wie den Kollegen, die von „schönen Lotto-Illusionen“ schwadronieren. Die machen das Spielen ja angeblich so reizvoll.
Ah ja? Es ist also reizvoll, sein Geld zu verplempern - im vollen Bewusstsein, dass die Chance auf den Supergewinn 1 zu 140 Millionen beträgt.
Wissen Sie, was das bedeutet? Ich habe es gerade ausgerechnet.
Es ist so, als würde man 2000 mal die überfüllte Allianz- Arena nebeneinander stellen und müsste daraus einen einzigen Menschen auswählen!
Kein Wunder, dass dieser blöde Jackpot nie geknackt wird.
Genauso könnte man die eingesetzten Euroscheine zu Papierkugeln zerknüllen und sie in die Isar schnippen.
Oder damit eine Zigarre anzünden. Wobei ich das noch wesentlich reizvoller fände, als dem Staat eine Deppensteuer zu bezahlen.
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