Linde plant Übernahme für 4,6 Mrd Dollar
Für umgerechnet 3,6 Milliarden Euro will der Münchner Gase-Spezialist Linde den Sauerstoffgeräte-Hersteller Lincare übernehmen.
München - Linde baut sein Gesundheitsgeschäft mit einem Milliardenzukauf deutlich aus. Der Münchner Gase-Spezialist will den Sauerstoffgeräte-Hersteller Lincare für umgerechnet rund 3,6 Milliarden Euro übernehmen und damit auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt den Umsatz verdoppeln.
"Mit dieser strategischen Akquisition können wir den nächsten großen Schritt auf einem stabilen, zukunftsträchtigen und profitablen Geschäftsfeld machen", teilte Linde-Chef Wolfgang Reitzle in München mit. Sowohl die Lincare-Aktionäre als auch die Behörden müssen noch zustimmen.
Rückendeckung bekommt Reitzle vom Lincare-Management, dass die Transaktion einstimmig gebilligt hat, wie Linde weiter mitteilte. Linde will das Unternehmen als Tochter in den Konzern eingliedern. "Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist der Gesundheitsmarkt ein globaler Megatrend, an dem wir in der neuen Aufstellung noch stärker partizipieren werden", sagte Reitzle. Das Geschäft will Linde noch im dritten Quartal über die Bühne bringen.
Analysten bewerteten das Geschäft als "strategisch sinnvoll", auch wenn einige Experten für die erwartete Übernahme mit einem geringeren Preis gerechnet hatten. Linde - vor allem im klassischen Geschäft mit Industriegasen und dem Erdöl- und Gasgeschäft stark - setzt große Hoffnungen auf das Medizingeschäft. Ein Grund: Gerade in den Industrienationen werden die Menschen immer älter, chronische Erkrankungen nehmen zu, Pflege und Medizin werden wichtiger. Reitzle betonte zuletzt auf der Hauptversammlung, er wolle hier zukaufen.
Bei medizinischen Gasen ist Linde einem Jahresumsatz von derzeit fast 1,2 Milliarden Euro bereits der weltweit zweitgrößte Anbieter nach der französischen Air Liquide. Vor allem bei Beratung und Service will der Konzern aufstocken. Vor wenigen Monaten kaufte Reitzle für fast 600 Millionen Euro das Heimmedizin- oder Homecare-Geschäft des US-Konkurrenten Air Products. Dabei geht es vor allem um die Pflege in den eigenen vier Wänden, außerhalb der Klinik.
Gerade hier erwartet Linde deutliches Wachstum und die USA sind in Sachen Homecare mit einem Volumen von umgerechnet 4 Milliarden Euro der größte regionale Markt weltweit. Während Linde dort bisher nur Zulieferer ist, ist Lincare nach Angaben der Münchner Marktführer. Historisch betrachtet kehrt Linde mit dem Kauf zu den eigenen Wurzeln zurück. Lincare startete aus dem Linde Homecare Medical Systems und ging Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Linde US-Geschäft hervor und wurde 1917 zunächst Tochter des US-Konzerns Union Carbide.