Liechtenstein: Das ist der Steuer-Spion

Während um die Identität des zweiten Informanten gerätselt wird, ist der BND-Informant im Steuer-Skandal enttarnt: Über Spion Heinrich Kieber drangen trotz höchster Geheimhaltungsstufe Fotos, Lebenslauf und selbst Wohnort von Mutter und Schwester an die Öffentlichkeit.
von  Abendzeitung
Steuer-Spion Heinrich Kieber (42) ist enttarnt. Gegen ihn laufen Ermittlungen. Quelle: Blick
Steuer-Spion Heinrich Kieber (42) ist enttarnt. Gegen ihn laufen Ermittlungen. Quelle: Blick © Blick

Während um die Identität des zweiten Informanten gerätselt wird, ist der BND-Informant im Steuer-Skandal enttarnt: Über Spion Heinrich Kieber drangen trotz höchster Geheimhaltungsstufe Fotos, Lebenslauf und selbst Wohnort von Mutter und Schwester an die Öffentlichkeit.

MÜNCHEN Unauffällig und verschwiegen sei er gewesen, sagen Nachbarn. Heinrich Kieber (42), Spitzname „Henry“, der Mann, der dem BND die brisanten Bankdaten aus Liechtenstein lieferte – und seitdem Deutschland in Aufregung versetzt.

Seit die Fahnder bei Post-Chef Klaus Zumwinkel klingelten, wurden über hundert Deutsche – mehrere davon in München – der Steuerhinterziehung verdächtigt. Fast alle gestanden angesichts der erdrückenden Beweislast.

Nicht nur der BND hatte 4,2 Millionen Euro für die Daten ausgegeben – auch die britische Regierung soll einen sechsstelligen Betrag bezahlt haben. Und auch in die USA, nach Kanada, Australien und Frankreich verkauft Kieber seine DVDs.

Allerdings gibt es neben Kieber wohl noch einen zweiten Informanten. Das will die „Süddeutsche Zeitung“ erfahren haben. Denn auf den DVDs sollen sich Daten aus dem Jahr 2005 finden, Kieber schied aber bereits 2002 bei der LGT-Bank aus. Die Konto-Daten des zweiten Schattenmannes sollen weitere 700 Kunden einer Tochterbank der Schweizer „Vontobel“ belasten. „Es muss eine zweite Quelle geben“, zitiert die Zeitung einen Geheimdienstexperten. Möglicherweise habe dieser Mann sich direkt an die Steuerfahnder gewandt – der BND soll nicht involviert gewesen sein.

Während um die Identität des zweiten Informanten gerätselt wird, ist Kieber enttarnt. Trotz höchster Geheimhaltungsstufe gelangten Fotos, Lebenslauf, selbst Wohnort von Mutter und Schwester an die Öffentlichkeit. „Noch nie wurde so viel und so weitgehend über mögliche Quellen gesprochen“. sagt Geheimdienstbeauftrager Klaus-Dieter Fritsche der „SZ“. „Das ist verheerend. Das schadet der Arbeit der Nachrichtendienste nachhaltig.“ Selbst die Vertrauensverhältnisse der Sicherheitsbehörden stünden auf dem Spiel.

Gegen Kieber, der sich in Australien aufhalten soll, hat die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft gestern förmliche Ermittlungen eingeleitet. Ihm drohen wegen „Auskundschaftung eines Betriebsgeheimnisses zugunsten des Auslands“ bis zu fünf Jahre Haft. akk

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