Letzte "FTD" erschienen: Schwarze Titelseite

Die "Financial Times Deutschland" ist Geschichte. Mit großflächig geschwärzter Titelseite kam die Wirtschaftszeitung am Freitag zum letzten Mal heraus.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Hamburg - Unter dem verstümmelten Logo "Final Times" standen die Worte "Endlich schwarz" - eine Anspielung auf die schwarzen Zahlen, die die "FTD" nie geschrieben hat.

"Wir haben, als dann feststand, dass wir eingestellt werden, natürlich ein paar Tage sehr stark getrauert. Aber dann begann so eine kleine Welle der Kreativität. Und dann war dieser Titel schnell geboren", sagte Vize- Chefredakteur Sven Oliver Clausen im "Deutschlandradio Kultur". Die "FTD" wolle sich "mit Anstand" verabschieden. Das Aus hatte der Konzern Gruner + Jahr (G + J) vor zwei Wochen bekanntgegeben.

Die Ausgabe versammelte eine Auswahl der besten Investigativ-Storys, Porträts und Karikaturen aus fast 13 Jahren. "Mein persönlicher Lieblings-Scoop (...) ist, dass wir als erste gemeldet haben, dass die Rente mit 67 kommt", sagte Clausen. Auf die Frage, was die "FTD" falsch gemacht habe, antwortete er: "Wir haben, glaube ich, als Redaktion zu spät darauf hingewirkt, dass wir im Internet uns ein Geschäftsmodell überlegen." Man hätte auch "vielleicht doch schauen müssen, ob man die Inhalte doch noch stärker so aufbereitet, dass es eine breitere Leserschaft findet".

Unter der Rubrik "Letzte Worte" widmete sich die "FTD" ausführlich dem Siemens-Konzern und schloss damit den Kreis zur Erstausgabe vom Februar 2000, die auf Seite eins getitelt hatte: "Siemens plant radikalen Umbau mit Konzentration auf zwei Sparten".

Eine Seite zeigte Fotos von 309 "FTD"-Mitarbeitern. An anderer Stelle stand ein riesiges Bild, auf dem sich das Team in Trauerkleidung verneigt. Man entschuldige sich, "liebe Gesellschafter, dass wir so viele Millionen verbrannt haben. Entschuldigung, liebe Anzeigenkunden, dass wir so kritisch über Eure Unternehmen berichtet haben. Entschuldigung, liebe Pressesprecher, dass wir so oft Euren Formulierungsvorschlägen nicht gefolgt sind. Entschuldigung, liebe Politiker, dass wir Euch so wenig geglaubt haben. Entschuldigung, liebe Kollegen, dass wir Euch so viele Nächte und so viele Wochenenden haben durcharbeiten lassen. Entschuldigung, liebe Leser, dass dies jetzt die letzten Zeilen der FTD sind."

Die letzte Ausgabe war an vielen Kiosken schnell ausverkauft. "Die ganze Zeit wollte die nie jemand haben", sagte ein Kioskverkäufer in Berlin. Auf einmal gebe es jetzt solch einen Ansturm. Laut Verlag sollten am Freitagnachmittag die letzten redaktionellen Inhalte auf die Internetseite "ftd.de" gestellt werden. Der Webauftritt werde voraussichtlich noch bis zur Jahreswende erhalten bleiben.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
Teilen
lädt ... nicht eingeloggt
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.