Lebensmittel: Auch bei uns steigen die Preise
MÜNCHEN - Um bis zu vier Prozent werden heuer die Lebensmittelpreise in Deutschland steigen. Allein im März kletterten die Großhandelspreise um 7,1 Prozent – das größte Plus seit 1982. Auch die Politiker sind beunruhigt – und wiegeln ab.
Letzte Woche noch 1,49 das Kilo, jetzt 2,99 Euro. „Mangold kostet ja doppelt so viel“, wundert sich der Käufer in einem Münchner Bio-Markt: Wer dreht da am Rad?
Apfel-Direktsaft beim Discounter, neulich noch 58 Cent der Liter, jetzt sind es 85: „Habt ihr da einen Zahlendreher drin?“, fragt der Kunde und erntet ein Kopfschütteln.
Die Preise für Lebensmittel gehen auch bei uns rauf. Um bis zu vier Prozent werden heuer die Lebensmittelpreise steigen, so der Ernährungsverband BVE. Die Großhandelspreise stiegen im März um 7,1 Prozent – das größte Plus seit 1982. Nackte Zahlen, schlechte Zahlen: „Die Produzenten können diese Preise nicht nur mit Einsparungen wettmachen“, sagt der Präsident der BVE, Jürgen Abraham.
Druck auf einkommensschwächere Schichten
Im internationalen Vergleich sind die Auswirkungen der Preissteigerungen moderat, niemand verhungert hierzulande, es brennen auch keine Barrikaden. Aber einkommenschwächere Schichten spüren den Druck an der Supermarktkasse.
Auch die Politiker sind beunruhigt – und wiegeln ab: „Ich denke, dass wir die großen Preissprünge nach oben hinter uns haben“, sagt Bundesverbraucherminister Horst Seehofer. Die Agrarmärkte sind weltweit in Aufruhr, deshalb sind nicht alle so zuversichtlich. „Die Ausschläge sind schwer kalkulierbar“, sagt Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Bei Milch beispielsweise hoffen die Bauern auf eine „Erholung“ der Preise, sie fordern 40 Cent pro Liter. Die Milchwirtschaft hingegen, und mit ihnen die Verbraucher, wollen sinkende Preise: „Viele Jahre sind wir Inflationsbremser gewesen“, sagt Sonnleitner für die Bauern, die sich mit niedrigen Preisen zufrieden geben mussten. „Dafür waren unsere Einkommen katastrophal.“ Keine Rolle spielt laut Sonnleitner der verstärkte Anbau von Getreide für Bio-Treibstoff. Die Anbaufläche dafür liegt in Deutschland bei 17 Prozent.
Fast 30 Prozent Steigerung bei H-Milch
Laut Statistischem Bundesamt ist der Preis für H-Milch seit vergangenem Sommer um fast 30 Prozent gestiegen. Das Gleiche bei Käse oder Butter.
Laut „Zentraler Markt- und Preisberichtsstelle“ ist das Bild allerdings nicht einheitlich. So sank etwa der Preis für Schweinefleisch von 1,50 Euro pro Kilo Schlachtgewicht auf 1,40 Euro am vergangenen Freitag. Auch die Eier- und Getreidepreise sind kurzfristig eher unter Druck. Am langfristigen Trend ändert das nichts. Wenn Hühnerfutter teurer wird wie zurzeit, dann gehen über kurz oder lang auch die Eierpreise rauf.