Lampenfieber und Herzrasen
Das schaffe ich nie! Ich verhaue die Prüfung ganz bestimmt!” Solche Gedanken haben viele Studenten immer mal wieder. Bei einigen wird die Panik so stark, dass sie unter heftiger Prüfungsangst leiden.
Sie haben Herzrasen, Schweißausbrüche und können nachts nicht schlafen.
„Ein bisschen Lampenfieber gehört vor Prüfungen dazu”, findet der Psychologe Hans-Werner Rückert, Leiter der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung an der Freien Universität Berlin. Das könne durchaus helfen, immerhin sei man dadurch besser konzentriert und fokussierter. „Aber wenn die Ängste unangemessen groß werden, ist das natürlich nicht mehr sinnvoll oder hilfreich.” Tatsächlich berichten immer mehr Studenten von genau diesen Ängsten, erzählt Experte Rückert aus seiner Praxis. „Durch die Umstellung auf die Bachelorstudiengänge zählt nun fast jede Prüfungsleistung für die Endnote. Das heißt, jede Prüfung hat eine größere Bedeutung, das erhöht den Druck.”
Das hat auch das Deutsche Studentenwerk (DSW) festgestellt. Einer DSW-Studie zufolge nehmen deutlich mehr Studenten psychologische Beratungen in Anspruch als früher. Prüfungsangst sei dabei ein typisches Problem.
Grundsätzlich hat Angst auch eine körperliche Komponente. „Man kann sie als eine Art Unruhe bezeichnen”, erklärt Michaela Himstedt. „Der Puls beschleunigt sich, wir schwitzen verstärkt, die Atmung wird flacher. Das sind Stresssymptome”, so die Psychologische Psychotherapeutin. Hinzu kämen Angst erregende Gedanken, wie „Ich schaffe es bestimmt nicht, das alles rechtzeitig zu lernen”.
Einer der ersten Schritte sei daher sich zu fragen, ob diese Einschätzungen wirklich realistisch sind. „Dann merkt man meist, dass sie das nicht sind”, sagt Himstedt. Auf diese Weise könne man Einfluss auf seine Prüfungsangst nehmen. „Entscheidend für das Ausmaß meiner Prüfungsangst ist nicht die Prüfung selbst, sondern sind meine Gedanken über die Prüfung. Deswegen bin ich der Prüfung auch nicht ausgeliefert, sondern kann meine Gedanken und Einstellungen ändern.” Besser seien daher Gedanken wie „Ich habe schon jede Menge gelernt und werde viele Fragen beantworten können!”.
Rückert rät, Horrorvorstellungen durchzuspielen, die sich nicht so einfach beiseite schieben lassen. „Wer sich beispielweise fürchtet, dass der Prüfer ihn auslacht, kann im Vorfeld überlegen oder mit anderen in einem Rollenspiel durchspielen, was er dann machen könnte.” Eine Möglichkeit wären Sätze wie „Entschuldigen Sie bitte, ich bin schon ziemlich aufgeregt, und es wird noch schlimmer, wenn Sie mich auslachen. Können wir die Prüfung bitte kurz unterbrechen, damit ich mich sammeln kann?” So gewinne man die Kontrolle über die Situation zurück – und das sei ein sehr wichtiges Gefühl.
Außerdem sollte man sich natürlich inhaltlich gut auf die Prüfung vorbereiten. „Wer Angst hat, dass er zu wenig lernt, sollte sich anschauen, welcher Stoff ihm noch fehlt und den dann gezielt lernen”, rät Rückert. Gut sei auch, sich den Lernstoff stichpunktartig aufzuschreiben. „So sieht man Schwarz auf Weiß, was man schon alles gelernt hat – das beruhigt.”
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