Klinik-Report: Wer? Wie lange? Und weshalb?
BERLIN - Der Klinik-Report für Deutschland: Die Deutschen sind immer kürzer im Krankenhaus, dafür aber immer öfter. Operationen für künstliche Gelenke boomen und Optiker sind statistisch am wenigsten im Krankenhaus.
Für keinen anderen Bereich geben die Krankenkassen so viel Geld aus wie für stationäre Behandlungen – im vergangenen Jahr 55 Milliarden Euro. Wohin das Geld genau fließt, warum die Deutschen wie lange und weswegen im Krankenhaus sind, das beantwortet nun der Klinik-Report 2009 der Barmer-GEK, der mehrere Millionen Patienten-Daten ausgewertet hat.
Immer kürzer. Seit der Umstellung auf Fallpauschalen wird die Verweildauer in Kliniken immer kürzer: 2009 waren es nur noch 8,5 Tage. 1990 dauerte ein Krankenhaus-Aufenthalt noch durchschnittlich 13,4 Tage. Die Bayern bleiben im Schnitt sogar nur 7,4 Tage – Platz drei bundesweit. Besonders lange sind die Hamburger mit 8,5 Tagen in der Klinik.
Immer öfter. Gleichzeitig sind die Deutschen aber immer häufiger im Krankenhaus. Allein von 2008 auf 2009 stieg die Zahl der Krankenhauseinweisungen von 182 auf 186 Fälle pro 1000 Versicherten. Am seltensten sind die Baden-Württemberger in der Klinik, am häufigsten die Thüringer; auch andere Ostdeutsche sind überdurchschnittlich oft im Krankenhaus. Bayern liegt auf Platz sechs.
Knie und Hüfte. „Wenn das so weitergeht, haben bald alle 60- bis 65-jährigen Rentner ein neues Knie oder eine neue Hüfte“, stöhnt Rolf-Ulrich Schlencker, Vize-Chef der Barmer GEK. Die Anzahl der Operationen für künstliche Gelenke boomen. Allein 2009 bekamen 209000 Patienten eine neue Hüfte und 175000 ein neues Knie. Im Vergleich zu 2003 bedeutet das eine Steigerung um 18 Prozent (Hüfte) und sogar 52 Prozent (Knie). Man müsse die Frage stellen, ob jede OP wirklich notwendig sei, so Schlenker.
Psychische Krankheiten: Ihre Anzahl nimmt drastisch zu – sie stellen vier von fünf der häufigsten Einweisungsgründe, haben auch Herz-Kreislauferkrankungen verdrängt und ziehen besonders lange Verweildauern mit sich. „Vor allem Depressionen in Verbindung Alkohol nehmen immer mehr zu“, so Studien-Forscher Wilhelm Schwarz. „Bei Männern im mittleren Alter sind sie mit Abstand der wichtigste Einweisungsgrund.
Arbeitslos und krank: Ob Arbeitslosigkeit krank macht oder Krankheit arbeitslos, lassen die Forscher offen. Klar ist: Mit 182 Krankenhaustagen je 1000 Versicherte stellen sie die meisten. Besonders wenig sind Optiker (80 Tage), Ingenieure (83) und Zahntechniker (92) im Krankenhaus.
- Themen: