Keine Lösung

Susanne Stephan, Wirtschaftsredakteurin der AZ,  über die Ratingagenturen
von  Susanne Stephan

Für EU-Politiker, die verzweifelt versuchen, die Euro-Zone vor der finanziellen Implosion zu bewahren, sind die Bewertungen der US-Ratingagenturen ein Schlag ins Gesicht: Das Rettungsnetz für Griechenland – nichts weiter als eine vertuschte Bankrotterklärung des Landes. Die Anleihen Portugals – Schrottpapiere. Verständlich, dass EU-Justizkommissarin Viviane Reding sauer ist. Aber wirkliche Lösungen für das Rating-Schlamassel hat sie nicht anzubieten. Die US-Ratingagenturen zerschlagen?

Diese Forderung Redings wirkt so, als würde ein US-Unternehmen darauf dringen, den Tüv abzuschaffen, weil er seinen Produkten in Deutschland kein Prüfsiegel aufkleben möchte. Eine staatliche, Ratingagentur für Europa gründen? Diese von anderer Seite ins Spiel gebrachte Idee würde von den Kapitalmärkten mit Hohngelächter quittiert: Eine Behörde, die Staatsanleihen bewertet? Glaubwürdigkeit sieht anders aus.

Eine neue private Ratingagentur mit Sitz in Europa schließlich wäre im Prinzip sinnvoll, nur lässt sie sich nicht von heute auf morgen auf die Beine stellen. Zunächst wird sich Europa mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass an den US-Ratings doch etwas dran ist – schließlich steht Griechenland ja tatsächlich vor der Pleite. Aber unsere öffentlichen Einrichtungen und die EZB können sich von dem Verdikt der Agenturen freimachen und Ländern Kredit gewähren, auch wenn ihr Rating miserabel ist. Das tun sie ohnehin schon längst, auch wenn nicht groß darüber gesprochen wird.

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