Keine Kohle für Kirch

Schuld an seiner Pleite gibt der ehemalige Besitzer von ProSiebenSat1 immer noch dem Ex-Chef der Deutschen Bank. Richter sehen das wieder mal etwas anders. Aber Kirch gibt nicht auf.
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Der eine sagt, der andere sei schuld: Leo Kirch vs. Rolf Breuer
AP Der eine sagt, der andere sei schuld: Leo Kirch vs. Rolf Breuer

Schuld an seiner Pleite gibt der ehemalige Besitzer von ProSiebenSat1 immer noch dem Ex-Chef der Deutschen Bank. Richter sehen das wieder mal etwas anders. Aber Kirch gibt nicht auf.

Der Medienunternehmer Leo Kirch ist mit einer Schadenersatzklage über zwei Milliarden Euro gegen die Deutsche Bank gescheitert. Sieben Jahre nach der Insolvenz des Medienkonzerns wies das Landgericht München die Forderung von 17 ehemaligen Kirch-Firmen am Dienstag ab.

Kirch werde wahrscheinlich Berufung einlegen, sagten seine Anwälte. Außerdem ist noch eine zweite Milliardenklage offen, über die das Landgericht frühestens im Mai entscheiden will. Der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer hatte in einem Interview im Februar 2002 die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe in Zweifel gezogen. Kirch wirft ihm und der Bank vor, damit die Insolvenz des Medienkonzerns zwei Monate später verursacht zu haben, und fordert insgesamt mehr als 3,5 Milliarden Euro Schadenersatz. Das Landgericht stützte sich in seinem Urteil auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs von 2006, der die Bank und Breuer grundsätzlich zu Schadenersatz für Kirch verurteilt hatte - allerdings nur für Schäden bei der Kirch-Printbeteiligung GmbH, die Kunde der Deutschen Bank war. Den klagenden 17 weiteren Kirch-Firmen dagegen stehe «schon dem Grunde nach kein Schadenersatz zu», sagte Richterin Brigitte Percher. Die 17 Firmen hätten keinen Vertrag mit der Deutschen Bank gehabt. Behauptete Ansprüche aus Beratungen über KirchMedia und die Tochter ProSiebenSat.1 seien erst im Laufe des Prozesses vorgetragen worden und schon verjährt.

Nächste Runde: Print

Deutsche-Bank-Anwalt Peter Heckel sagte: «Wir sind sehr erfreut. Das ist ein wichtiger Etappensieg.» Das Gericht habe eine Teilforderung in erster Instanz abgewiesen, aber «es ist noch nicht endgültig erledigt». Kirchs Anwalt Franz Enderle sagte, Kirch werde «höchstwahrscheinlich in die nächste Instanz» gehen. Das Urteil sei fragwürdig, nach den Hinweisen der Kammer im Prozessverlauf aber auch nicht überraschend. Am 19. Mai will das Landgericht über Leo Kirchs zweite Klage wegen der Schäden für die Print-Beteiligungs GmbH weiter verhandeln. Die dort gesammelte 40-Prozent-Beteiligung am Axel-Springer-Verlag hatte Kirch wegen der Pleite an die Deutsche Bank abtreten müssen. Dadurch sei mit Zinsen ein Schaden von 1,7 Milliarden Euro entstanden, sagte Anwalt Enderle. Wann das Landgericht darüber urteilt, ist noch offen.

Umstrittene Äußerung über Finanzsektor

Der Kirch-Konzern, zu dem die ProSiebenSat.1-Gruppe, der Bezahlsender Premiere, Fußball- und Formel-1-Rechte sowie die Axel-Springer-Beteiligung gehörten, war im April 2002 unter der Schuldenlast von sieben Milliarden Euro zusammengebrochen. Breuer hatte zwei Monate zuvor in einem Interview gesagt: «Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.» Die Anwälte der Deutsche Bank verwiesen darauf, dass Kirchs Konzern schon vorher in Schieflage gewesen sei und Banken Kredite zurückgezogen hätten. Der 82-jährige Kirch ist inzwischen wieder voll im Geschäft. Als Großaktionär der EM Sport Media AG gehören die Continental Filmgesellschaft, der Fernsehsender DSF, Produktionsgesellschaften und Sportrechtehändler zu seinem Einflussbereich. Schiffbruch erlitt er aber mit dem Versuch, die Bundesliga-Rechte für die kommenden sechs Jahre als Zwischenhändler zu vermarkten. Das Kartellamt stoppte das Geschäft der Liga mit Kirch. (AP)

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