Flaute im Frühjahr erwartet – Zollstreit bremst Wirtschaft

Das Mini-Wachstum zu Jahresbeginn dürfte nur ein Strohfeuer gewesen sein: Der Exportnation Deutschland droht nach Einschätzung der Bundesbank "im Zollsturm" der nächste Rückschlag: "Im zweiten Quartal könnte die deutsche Wirtschaft in etwa auf der Stelle treten."
Höhere Zölle auf Einfuhren in die USA sind eine zusätzliche Belastung für Deutschlands Exporteure, die ohnehin mit schwacher Nachfrage auf den Weltmärkten zu kämpfen haben. Das Erstarken des Euro infolge der US-Handelspolitik verteuert zudem Produkte von Firmen aus dem Euroraum auf den Weltmärkten. Das könnte die Ausfuhren von Waren "Made in Germany" und damit das hiesige Wirtschaftswachstum dämpfen.
"Deutsche Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt"
Doch es gibt Hoffnungsschimmer: Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft hat sich im Mai verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima legte den fünften Monat in Folge zu und erreichte mit 87,5 Punkten den höchsten Wert seit Juni 2024.
"Die zuletzt stark gestiegene Unsicherheit unter den Unternehmen hat etwas abgenommen", ordnete Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der jüngsten Umfrage seines Instituts unter etwa 9.000 Unternehmen ein. "Die deutsche Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt."
Hoffnung in wichtigen Branchen
Auch der Maschinenbau wertet die jüngsten Exportdaten der Branche als Zeichen für eine Stabilisierung: Im März lagen die Ausfuhren nominal mit 17,9 Milliarden Euro um 1,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Branche hatte zuvor bereits von steigenden Auftragszahlen berichtet.
"Der März lässt hoffen, dass sich der Abwärtstrend etwas abschwächt – von Entwarnung kann aber keine Rede sein", kommentierte der Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA, Johannes Gernandt. Wegen eines schwachen Jahresstarts blieben die Ausfuhren der Maschinenbauer trotz der ermutigenden März-Zahlen im ersten Quartal um 3,6 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum zurück. Bereinigt um Preissteigerungen (real) beträgt die Lücke 5,4 Prozent.
Weiter Weg aus der Konjunkturflaute
Für die deutsche Volkswirtschaft insgesamt zeichnet sich kein rascher Ausweg aus der zähen Wachstumsschwäche ab. Reihenweise wurden jüngst die Prognosen für 2025 gesenkt: Die "Wirtschaftsweisen", der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission erwarten eine Stagnation der deutschen Wirtschaft. Es wäre für Europas größte Volkswirtschaft nach zwei Rezessionsjahren das dritte Jahr in Folge ohne Wachstum.
Immerhin: In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist die deutsche Wirtschaft einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge leicht um 0,2 Prozent zum Vorquartal gewachsen - dank steigender Investitionen und höherer Konsumausgaben der Verbraucher. Wie genau es um die Konjunktur bestellt ist, erläutern die Wiesbadener Statistiker an diesem Freitag mit den Details zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ersten Quartals.
Planungsunsicherheit und Zurückhaltung bei Investitionen
Insgesamt sorgt die sprunghafte Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump für viel Unsicherheit, weshalb Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sieht nach Gesprächen im Kreis der sieben großen Industriestaaten (G7) positive Signale im Zollkonflikt. Er habe seinen amerikanischen Amtskollegen Scott Bessent als sehr konstruktiv und lösungsorientiert wahrgenommen, sagte der SPD-Politiker am Rande eines Treffens der G7-Finanzminister im kanadischen Ferienort Banff: "Das ist ein gutes Zeichen."
Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, bleibt skeptisch: "Nach wie vor hängt die Stimmung der deutschen Unternehmen wie eine Marionette an den Fäden von Donald Trumps Handelspolitik." In den nächsten Monaten werde sich zeigen, "welche Schäden (...) der weltweite Vertrauensverlust in die USA bereits angerichtet hat".
Geplante Milliardeninvestitionen als Konjunkturprogramm
Konjunkturimpulse im Inland - voraussichtlich jedoch erst ab 2026 - erwartet die Bundesbank durch geplante Maßnahmen der neuen Bundesregierung: geringere Energiekosten und Unternehmenssteuern, flexibleres Arbeitsrecht, weniger Bürokratie.
Für mehr Wachstum dürften auch die geplanten kreditfinanzierten Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung sorgen. "Aufgrund der relativ guten Ausgangslage der Staatsfinanzen sind vorübergehend deutlich höhere Defizite gut zu verkraften", bekräftigt die Bundesbank.
Bund und Länder sollten sich jedoch darauf einstellen, "dass die gesamtstaatlichen Defizite im weiteren Verlauf wieder erheblich sinken müssen", mahnt die Bundesbank. "In der angekündigten weiteren Reform der Schuldenbremse lassen sich solide Staatsfinanzen und die Ziele der EU-Regeln wieder über bindende Kreditgrenzen im Grundgesetz verankern."