Kein Respekt
In Vorstands-Etagen lautet die Maxime: Erlaubt ist, was geht. Susanne Stephan über Manager-Gier und -Moral.
Jetzt, in der Krise, bietet sich doch eigentlich die Gelegenheit, aufzuräumen. Werfen wir also unsere bisherigen Vorstellungen davon, welchen Respekt wir Managern entgegenbringen sollen, über Bord. Der Fall des Georg Funke, Ex-Vorstandschef der Hypo Real Estate, eignet sich dafür besonders gut.
Gelder in einem Umfang in den Sand zu setzen wie dies dem Management der Bank gelungen ist, zeugt per se nicht von überbordendem Verantwortungsbewusstsein. Danach den früheren Arbeitgeber zu verklagen und zu fordern, die Bank solle doch bitte die Vorstandsbezüge plus Ruhestandsgeld weiterzahlen, kann nur noch als dreist bezeichnet werden – möge die juristische Wertung auch andere Schlüsse erlauben.
Dass Funke diesen Schritt trotzdem gegangen ist, wirft ein ungutes Licht auf die Denke in Vorstandsetagen: Erlaubt ist, was irgendwie geht, scheint dort die Maxime zu sein. Dabei zeigen Umfragen, dass für Berufsanfänger mit akademischem Abschluss, also für die Führungskräfte von morgen,Werte wie Solidarität oder Verantwortungsbewusstsein durchaus zählen. Nur scheinen sich bei der Rekrutierung der obersten Chefs konsequent diejenigen Bewerber durchzusetzen, denen das Verlangen des Investors nach höherer Rendite in kürzester Zeit oberstes Gebot ist, die nachhaltiges Wirtschaften und Sorge um Arbeitsplätze für albernes Getue halten.
So gesehen, haben die Strippenzieher in der Finanzwelt genau die Funkes bekommen, die sie verdient haben.Werden sie daraus lernen?
Die Autorin ist Wirtschaftsredakteurin der Abendzeitung