Kein Boom auf Dauer
AZ-Chefreporter Matthias Maus über Bündnis90/Die Grünen und den Castor
Da hat er getrickst, der Demoskop. Einen Castor-Effekt gegen die Grünen erkennt Forsa mit Zahlen, die vor dem Castor entstanden sind. Schwamm drüber: Recht hat Forsa trotzdem. Der grüne Boom ist nicht von Dauer. Die Zahlen für die Grünen über jedes realistische Maß hinausgeschossen. Gerade die Auseinandersetzungen in Gorleben führen zum zentralen Problem. Eine Wohlfühlpartei kann nicht überleben in einer Realität, in der sich niemand dauerhaft, immer und überall wohl fühlen kann.
Die Grünen haben das erlebt. Auch in Gorleben, als sie gegen die Castorproteste waren. 2001 war das, als der damalige Umweltminister Jürgen Trittin die Castor-Transporte mit durchsetzen musste.
Diese Situation wird die Grünen wieder ereilen, wenn sie ihren Siegeszug an den Urnen fortsetzen: todsicher.
Eine Regierende Bürgermeisterin Künast kann Berlin nicht im Alleingang zur Bildungsmetropole machen. Eine rotgrüne Regierung wird nicht den Stuttgarter Bahnhof kippen, und nicht mal ein grüner Bundeskanzler wird Atommüll von Deutschland fernhalten können.
Die Grünen wissen das, sie müssen es aber auch ihren alten und neuen Sympathisanten vermitteln. Und sie müssen ihnen klarmachen, dass es Kraft Geduld und Partner braucht, um einen Politikwechsel – wie eine erneute Energiewende – wieder hinzubekommen. Erst dann können ihnen demoskopische Unsauberkeiten wirklich wurscht sein.
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