Kein Bedarf
Georg Thanscheidt, Vize-Chefredakteur der AZ, über die Wende im Atom-Streit. Wohin mit dem Atommüll? Dieses Problem ist ungelöst...
Das ist doch mal eine gute Nachricht in der Debatte um die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke: Würden die maroden Meiler wie geplant abgeschaltet, käme es weder zu massiven Strompreis-Erhöhungen noch zu vermehrten Strom-Ausfällen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurde. Ob dieser Befund Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Kernkraft-Kram passt, ist unklar – was die Vermutung nährt, es könnte sich hierbei wirklich um eine objektive Tatsachenbeschreibung – vulgo auch Wahrheit genannt – handeln.
Zudem zeigt diese Studie, dass die deutschen Kraftwerksbetreiber – die die Lage auf dem deutschen Energiemarkt wohl noch weitaus besser kennen – die Bevölkerung angelogen haben. Deutschland hat keinen Bedarf an Atomkraft – weder jetzt noch als Brückentechnologie in eine ökologisch korrekte Zukunft. Damit hat sich eigentlich auch der atomare Ablasshandel um die Brennelementesteuer erledigt. Und die Energieversorger könnten sich endlich mal um das Grundproblem kümmern: Wohin mit dem Atommüll? Diese Frage ist nämlich immer noch ungelöst – und das 50 Jahre nach Inbetriebnahme des ersten Akw in Kahl am Main.
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