Kasperl-Theater
Ein Verkehrs-Kasper, der mit der Klatsche auf den Kopf haut. Georg Thanscheidt, Vize-Chefredakteur der AZ, über den neuen Radl-Joker der Stadt.
Radl-Wege, die im Nichts enden. Mini-Pisten, die sich um Bäume und U-Bahnausgänge herumschlängeln. Schmale Gehsteige, die sich Fahrradfahrer und Fußgänger teilen müssen. So sieht die Realität in der selbsternannten Radl-Hauptstadt München aus. Aber jetzt wird alles gut: Ein Radl-Joker kümmert sich um die Radl-Rambos, stoppt Verkehrsdelinquenten und zeigt ihnen die gelbe Karte oder rote Kelle.
Dazu seien drei Fragen erlaubt. Erstens: Geht’s noch? Zweitens: Was kommt noch? Politessen, die Zeitstrafen an Parksünder verteilen, Polizisten, die wie Linienrichter mit einer Fahne winken, wenn ein Autofahrer Linien überfährt? Und drittens: Warum gibt die Stadt ein Viertel ihres Radverkehrs-Etats dafür aus?
Sicher: Die Mittel für den Radwege-Ausbau wurden mehr als verdoppelt. Aber es gibt noch genug zu tun. Für betrunkene Radler, Geister-Biker oder Rotlicht-Sünder ist die Polizei zuständig – und sollte es auch bleiben.
Jeder siebte Münchner fährt Rad – und das zum Teil unter abenteuerlichen Infrastruktur-Bedingungen. Diese Pedal-Vorreiter brauchen bestimmt keinen Verkehrs-Kasper, der ihnen wie dem Krokodil auf der Kinderbühne mit der Klatsche auf den Kopf haut.
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