Kampf der Giganten
Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung prophezeit den Discountern ein Ende der fetten Jahre – doch die weiten ihre Geschäfte aus. Immer mehr Filialen, immer schnellere Expansion: Wie der Konzern Lidl dem Discount-Riesen Aldi die Marktführerschaft streitig machen will.
Krise? Was für eine Krise? Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung prophezeit den Discountern ein Ende der fetten Jahre – doch die weiten ihre Geschäfte aus, als gebe es keine Mieten und Personalkosten. Jetzt bläst Lidl zum Feldzug gegen Aldi.
Schon in den vergangenen Jahren war das Expansionstempo der Billigketten in Europa atemberaubend. Aldi eröffnete fast täglich eine neue Filiale, Lidl sogar zwei. Jetzt will sich Lidl in Deutschland an Erzfeind Aldi heranpirschen. Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Handelsgruppe (Lidl, Kaufland) kündigte in „Focus“ an, die Zahl der Lidl-Filialen in Deutschland von 3000 auf 4000 zu erhöhen. damit wäre die Kette fast in Aldi-Sphären (4500 Filialen).
Steigender Umsatz trotz Spitzel-Affäre
Der Discounter-Chef kann es sich leisten, optimistisch zu sein. Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte seine Gruppe den Umsatz um 5,8 auf 50 Milliarden Euro. Trotz Spitzel-Affäre puschte Lidl seinen Umsatz im April um 20,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat in die Höhe.
Europaweit hat Lidl jetzt schon mit mehr als 7200 Verkaufsstellen die Nase vorn, Aldi hat hingegen nur knapp unter 7000 – beide bei steigender Tendenz. Schwarz-Chef Klaus Gehrig schielt jetzt über den großen Teich. Spätestens 2012 will die Kette in den USA die ersten Verkaufsstellen eröffnen und Aldi Konkurrenz machen – dort zapft man schon seit Jahren den US-Markt mit seinen 300 Millionen Konsumenten an.
Ein neuer mächtiger Gegenspieler für Aldi und Plus
Doch die Zahl der Filialen ist allein nicht entscheidend im Kampf der Giganten. Noch wichtiger ist der Umsatz – und da liegt Aldi vorne. In Deutschland teilen sich beide Discounter ein Viertel der Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel. Der Löwenanteil (60 Prozent) dieses Marktanteils landet in den Aldi-Kassen. Mit der geplanten Fusion des Tengelmann-Discounters Plus und der Edeka-Tochter Netto dürfte sich der Kampf noch verschärfen: Dann erwächst Aldi und Lidl ein neuer mächtiger Gegenspieler.
Zum Kampf um die Marktführerschaft zählt auch das derzeitige Geschachere um die Milchpreise. Nachdem den Bauern eine höhere Vergütung zugesagt wurde, waren die Verbraucherpreise für Milchprodukte gestiegen. Doch jetzt schmelzen die Entgelte für Butter und Milch wieder – zumindest bei den großen Konzernen.
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