Jetzt Energie sparen!
Bis 2020 will die Bundesregierung den Energieverbrauch um 20 Prozent reduzieren. Eine BUND-Studie zeigt, wie es klappen könnte
BERLIN So schafft sie es nie: Die Bundesregierung wird ihr Ziel verfehlen, 20 Prozent Energie einzusparen - davon ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) überzeugt. Sein Vorsitzender Hubert Weiger fordert daher ein ehrgeiziges „Top-Runner-Programm“.
Nicht erst seit dem endgültigen Atomausstieg ist es klar: Wir müssen Energie sparen, wo es geht. Nicht nur fürs gute Umweltgewissen, auch für den Geldbeutel: Ein Vier-Personenhaushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden hat in München im vergangenen Jahr 931 Euro für Strom ausgegeben, 35 Euro mehr als im Vorjahr. Und je größer der Anteil grüner Energie in Zukunft wird, desto höher wird auch die Rechnung.
Stromfresser Nummer eins ist in vielen Familien der Kühlschrank, nur gibt es da gewaltige Unterschiede: „Ein Kühlschrank mit der Effizienzklasse A verbraucht 60 Prozent mehr Strom als einer mit A+++“, erläutert Tina Kienzle, Umweltberaterin bei der Verbraucherzentrale Bayern. „Eine Kühl-Gefrierkombination der Klasse B verbraucht jährlich 431 Kilowattstunden, eine mit A+++ nur 159 KWSt.“
Da jede Kilowattstunde 23 Cent kostet, kann sich ein Neukauf lohnen, dabei sollte man natürlich auf die Energieklassifizierung achten. Kienzles Tipp: „Viele neue Haushaltsgeräte haben Sparprogramme.“ Der BUND fordert ein breit angelegtes Programm, um Altes durch Sparsames zu ersetzen, und hat jetzt dazu die Studie „Top Runner“ vorgelegt. Dieses bereits in Japan angewendete Konzept sieht unter anderem vor, die jeweils effizientesten Elektrogeräte zum Standard zu machen.
Einkommensschwache Haushalte sollen nach dem BUND-Konzept bei der Anschaffung unterstützt werden. Sozialverbände wie die Caritas und Klimaschutzagenturen sollen 100 000 armen Familien unter die Arme greifen: Vorgesehen sind zum Beispiel bis zu 200 Euro für einen neuen Kühlschrank. Wird ein Drittel der Altgeräte ersetzt, ließen sich mit dem Einsatz von rund sieben Millionen Euro knapp 46 Gigawattstunden pro Jahr einsparen. Damit lässt sich freilich noch kein Atomkraftwerk einsparen, „aber ein kleines Kraftwerk schon“, erklärt Martin Pehnt, Energieexperte vom ifeu-Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg.
Und die sieben Punkte von „Top Runner“ bergen weit mehr Potenzial, zum Beispiel 20 Terawattstunden bei Instrument 5: Motoren in Industrie und Gewerbe. Pehnt: „Damit könnten Sie auf vier Atomreaktoren verzichten.“ Die dafür veranschlagten 270 Millionen Euro Förderkosten für hocheffiziente Anlagen könnten sich also lohnen.
Die Bundesregierung, die sich die Energiewende auf die Fahnen geschrieben hat, verhält sich für den BUND-Vorsitzenden Weiger viel zu zaghaft: „Bisher wird im Stromsektor die erforderliche Verbrauchsreduzierung verfehlt. Wenn hier nicht nachgelegt wird, scheitert die Energiewende insgesamt.“
Neue Effizienztechnologie schaffe dagegen sogar noch Exportmärkte und 20 000 Arbeitsplätze, so der BUND-Vorsitzende.
Vier Tipps, wie man die Stromfresser im Haus auf Diät setzt
Steckerleisten verwenden Elektrogeräte wie TV, Computer, Wasch- und Spülmaschine am besten an eine Steckerleiste mit leuchtendem Kippschalter anschließen. So wird unbeabsichtigter Stand-by-Verbrauch vermieden: Ist der Schalter aus, kann auch kein Strom verbraucht werden.
Energiesparlampen nutzen Die Energiesparbirnen und LED-Lampen haben eine hohe Lichtausbeute und lange Lebensdauer. Herkömmliche Glühbirnen ver– wandeln dagegen 90 Prozent des Stroms in Wärme.
Mit Deckel kochen Mit Deckel braucht der Topf nur einen Bruchteil der Energie.
Clever waschen Heutige Waschmittel reinigen wenig verschmutzte Wäsche oft schon bei geringer Temperatur - probieren Sie es aus. Und verzichten Sie so oft wie möglich auf den Wäschetrockner!