Ist Opel noch zu retten?
RÜSSELSHEIM - Warum der Deal mit Magna auf der Kippe steht – und Berlin sich mit GM bekriegt. Eine Studie sagt, dass der angeschlagene Autobauer ohnehin keine Zukunft hat
Die Zukunft von Opel steht wieder auf der Kippe. Von allen Seiten wird gepokert, die Stimmung wird immer schlechter – und eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass Opel ohnehin nicht zu retten ist. Die AZ klärt wichtige Fragen.
War Opel nicht schon gerettet?
Bei den groß inszenierten Krisengipfeln im Mai um einen Magna-Einstieg konnte man diesen Eindruck gewinnen – aber er täuscht: Der einzige echte Beschluss war eine Finanzspritze von 1,5 Milliarden Euro, um Opel trotz der damals kurz bevorstehenden und mittlerweile eingeleiteten GM-Insolvenz ein paar Monate am Leben zu halten, damit eine langfristige Lösung gefunden werden kann. Mit Magna wurde ein Vertrag unterzeichnet, der aber nicht bindend ist.
Und jetzt?
Alles ist wieder offen. Auch der belgische Finanzinvestor RHJ hat GM einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt. Und die US-Firma macht deutlich, dass er RHJ bei weitem vorzieht. Die Bundesregierung dagegen favorisiert weiter Magna. Das Klima zwischen GM und Berlin hat sich deutlich verschlechtert, so der „Spiegel“. Nach mehreren erfolglosen Verhandlungsrunden drohte Berlin jetzt mit dem Abdrehen des Geldhahns.
Was spricht gegen Magna?
Ein Problem ist, dass Magna von russischen Geldgebern finanziert wird. Deren einziges Interesse sei, den maroden russischen Automarkt (mit deutschen Steuergeldern) zu sanieren und GM davon fernzuhalten – sagt jedenfalls GM. Zudem trete Magna angesichts der Berliner Position extrem selbstbewusst auf und biete entsprechend schlechte Konditionen. Magna fordert die höchsten Staatshilfen. Im Gegenzug verspricht es, Deutschland beim Stellenabbau zu schonen und umso stärker im übrigen Europa zu streichen.
Was spricht gegen RHJ?
Gewerkschaften halten den Investor für eine Heuschrecke, der mit deutschen Steuergeldern Opel sanieren und dann an GM zurückverkaufen will. RHJ-Chef Lenny Fischer macht deutlich, dass er Opel wieder profitabel machen will und auf politische Wünsche, wo Stellen gestrichen werden, keine Rücksicht nimmt. Die Autofabriken der Welt haben doppelt so hohe Kapazitäten wie derzeit Autos gekauft werden, sagt er – das habe eben Folgen.
Oder doch Insolvenz?
Für Wirbel sorgt eine Studie, die Opel nicht für zukunftsfähig hält: Keines der jetzt vorliegenden Angebote sei überzeugend. Die notwendige Größe für einen eigenständigen Autobauer sei so nicht erreichbar. Weil sie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums entstand, sagte der Opel-Betriebsrat, Minister Guttenberg wolle offenbar „Opel bewusst in die Insolvenz treiben“. tan
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